piwik no script img

heute in bremen„Kastrations-Pflicht hat sich bewährt“

privat

Ilse Duhr,70, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins „Katzenhilfe“ in Bremen.

Interview Florian Fabozzi

taz: Anlässlich des Weltkatzentages: Wie hat sich die Kastrationspflicht für Katzen, die in Bremen seit 2011 gilt, ausgewirkt, Frau Duhr?

Ilse Duhr: Es sind heute bedeutend weniger streunende Katzen in Bremen unterwegs. Früher haben wir von der Katzenhilfe 600 bis 800 Kastrationen im Jahr vorgenommen, zuletzt waren es nur noch etwa 200 im Jahr. Die Katzen, die in Bremen aktuell noch herumstreunen, sind größtenteils schon kastriert.

Wie sieht es in den Tierheimen aus?

Aktuell sind in den Tierheimen nur noch 175 Katzen untergebracht. Es gab Zeiten, da waren es 400 bis 500 Katzen.

Was waren die ausschlaggebenden Gründe für die Kastrationspflicht?

Die Anzahl freilebender Katzen hatte Überhand genommen. Wir hatten damals fast 10.000 streunende Katzen alleine in Bremen. Es bedurfte einer Veränderung auf politischer Ebene.

Warum ist es für Katzen problematisch zu streunen?

Die Katzen leben teilweise auf Müllhalden, konnten weder sich selbst, noch ihren Nachwuchs versorgen. Zudem sind diese Katzen häufig unterernährt und krank. Um gegen den Hunger vorzugehen, haben wir an unterschiedlichen Orten in Bremen Futterstellen aufgebaut.

Sie sprechen die Futterstellen an. Worin besteht die Arbeit der Katzenhilfe noch?

Wir nehmen Katzen bei uns auf, entwurmen, entflohen sie und lassen sie kastrieren. Dann werden sie in unserer Station untergebracht, an dem sich inzwischen auch ein Freigehege befindet. Schließlich vermitteln wir sie an Interessierte weiter oder wildern sie wieder aus. Vor der Auswilderung markieren wir sie mit einer Kerbe am Ohr, damit sie als kastriert gekennzeichnet sind. Durch Spenden, von jährlich 90.000 Euro können, auch Futterkosten und Tierarztbesuche finanziert werden.

Der internationale Tag der Katze wurde 2002 vom International Fund for Animal Welfare proklamiert, um an die mit der Katzenhaltung verbundene Verantwortung zu erinnern

Die Kastration eines Katers kostet 70 Euro, die einer Katze bis zu 140 Euro. Wie unterstützen sie schwächer gestellte Katzenliebhaber*innen, die sich eine Kastration nicht leisten können?

Wir vergünstigen die Kastration für Hartz-IV-Empfangende um 40 bis 60 Euro. Wilde Katzen werden natürlich kostenlos kastriert.

Wie sind die Aussichten eines Fortbestandes der Kastrationspflicht?

Die Kastrationspflicht hat sich bewährt, sie sollte also unbedingt beibehalten werden. Es gibt keinen Grund, die Pflicht rückgängig zu machen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen