heute in bremen: „Mindestmaß an sozialen Standards “
Interview Lukas Scharfenberger
taz: Frau Mehser, was genau bedeutet Slow-Fashion?
Ingeborg Mehser: Slow Fashion ist Kleidung, die unter wesentlich anderen Bedingungen als die sogenannte Fast Fashion hergestellt wird. Dabei spielen Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen eine ebenso große Rolle wie Material, Kreativität und Ästhetik. Es geht also auch um Qualität, gute Verarbeitung und die Unabhängigkeit von Modetrends, die sonst den Kauf immer neuer, aktueller Kleidung erfordern. Und nicht zu vergessen: Slow Fashion bedeutet auch ein Mindestmaß an sozialen Standards, die bei der Produktion eingehalten werden müssen.
Wenn Sie von sauberer Kleidung sprechen, denken Sie da zuerst an ökologische oder soziale Verträglichkeit?
Als Referentin des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt denke ich zuerst an soziale Standards und dabei an existenzsichernde Löhne. Aber die Sachen, die wir am Sonntag zeigen, sind sowohl ökologisch als auch sozial verträglich. Es ist aber so, dass die ökologischen Standards momentan von mehr Firmen erfüllt werden als die sozialen: Besonders bei dem Thema existenzsichernde Löhne muss noch viel passieren.
Was kann ich als Konsument tun?
Wir haben sehr oft festgestellt, dass Leute sagen: „Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich Kleidung kaufe. Ich würde ja gerne ökofaire Sachen kaufen, aber in Bremen gibt es ja nichts.“ Deswegen haben wir eine Broschüre herausgebracht mit Läden in Bremen, die „ökofaire Mode verkaufen“ und wir machen ab und zu Modenschauen, um zu zeigen, dass es für jede*n etwas gibt. Unser jüngstes Model bei der Modenschau am Sonntag ist, glaube ich, drei und die älteste ist zweiundsiebzig Jahre alt und wir haben auch einen Mann dabei. Faire Mode gibt es für alle und für jeden Anlass auch in Bremen.
Was erwartet mich bei Ihrer Modenschau?
Modenschau „Fashion loves Fair“ im Rahmen der Ausstellung „use-less Slow Fashion gegen Verschwendung und hässliche Kleidung“ im Hafenmuseum, Am Speicher XI, Sonntag, 14 Uhr
Es wird Kleidung aus mehreren Bremer Geschäften vorgestellt. Unsere ehrenamtlichen Models präsentieren die Kleidung und zeigen, dass jede*r sie tragen kann. Danach kann man sich an unserem Stand noch zu dem Thema informieren.
Wollen sie noch etwas über die Ausstellung „use-less“ sagen?
Die Ausstellung im Hafenmuseum informiert über Slow Fashion. Es gibt interaktive Stationen und ein umfangreiches Rahmenprogramm. Unsere Modenschau zum Beispiel ist Teil des Rahmenprogramms. Wir hoffen, dass durch unseren Beitrag noch mehr Leute auf die Ausstellung aufmerksam werden. Und am 3. Oktober machen wir ebenfalls im Rahmenprogramm eine Kleidertauschparty.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen