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heute in bremen„Die EU braucht starke Reformen“

Monica Frassoni,

55, Politikwissenschaftlerin und Co-Vorsitzende der Europäischen Grünen seit 2009, Mitglied der Spinelli Group.

Interview Cornelius Runtsch

taz: Frau Frassoni, in Ihrem Buch „Europäerinnen. Zehn Frauen, die Europa gestalten“ erzählen Sie die Geschichte von zehn Frauen in Brüssel, die leidenschaftliche Kämpferinnen für die europäische Idee wurden ...

Monica Frassoni: Die Idee des Buches war es, zehn eher bürgerliche Frauen, die der Arbeit wegen nach Brüssel kamen, zu porträtieren. Das Stereotyp der grauen Brüsseler Wasserträgerin, die auf maschinelle und mysteriöse Weise arbeitet, ist ja sehr verbreitet. Das Buch will die Menschlichkeit hinter den arbeitenden Frauen in Brüssel beleuchten. Es werden sowohl Parlamentarierinnen und Anwältinnen als auch Journalistinnen und Ortsbeirätinnen porträtiert.

Und was verbindet sie?

Eine zentrale Gemeinsamkeit ist das „Normale“ an ihrem Beruf – da ist nichts Mysteriöses oder Heimliches. Die zweite Gemeinsamkeit ist eine gewisse Hemdsärmeligkeit, die alle Frauen gemeinsam haben.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des Diskurses um Frauenrechte im europäischen Kontext?

Es gibt natürlich Unterschiede zwischen den einzelnen Länder. Allerdings gibt es heute viel mehr Bewusstsein für die existierenden Ungleichheiten als noch vor zehn Jahren. Andererseits hat mit dem europaweiten Erstarken rechter Parteien ein offener Hass gegen emanzipatorische und progressive Werte Einzug gehalten.

Dafür steht auch die neue italienische Regierung: Hat deren Machtantritt die deutsch-italienischen Beziehungen verändert?

Diskussion „Europa-Quartett“: „Frauenpower in Brüssel: ‚Dieci Donne‘“:16 Uhr, Kukoon am Buntentorsteinweg 29

Wir müssen unterscheiden zwischen dem Verhältnis von Regierungen untereinander und den Bevölkerungen. Es gibt die Haltung in Italien und anderswo, dass Deutschland alles dominiere mit seinen Vorstellungen von europäischer Wirtschafts- und Finanzpolitik. Aber ich würde nicht sagen, dass das die individuellen Beziehungen zwischen Deutschen und Italienern verschlechtert. Die Italiener haben allerdings ihre Haltung zur EU geändert. Das wiederum beflügelt die rechten Parteien.

Wie sehen Sie die Zukunft der EU nach dem Brexit und darüber hinaus?

Das hängt alles davon ab, ob der Brexit kommt. Ich würde sagen, der gesamte Brexit-Prozess zeigt, dass es doch weitaus sinnvoller ist, sich in komplexen, teils widersprüchlichen Systemen wie der EU zu beteiligen, anstatt einfache Lösungen wie den Brexit zu propagieren. Denn klar ist: Die EU braucht trotz allem starke Reformen und ein grundlegendes Mehr an Solidarität. Leider ist diese Idee noch nicht in allen Köpfen europäischer und vor allem deutscher Politiker angekommen. Die „Fridays for Future“-Bewegung sehe ich allerdings als eine riesige Chance für grundlegende europäische Reformen

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