heute in bremen: „Auf eine etwas andere Art prominent“
Interview Simone Schnase
taz: Frau Niehuis, sind anderthalb Stunden für eine Führung über den riesigen Friedhof Riensberg nicht zu knapp bemessen?
Judith Niehues: Wer den ganzen Friedhof sehen will, muss an weiteren Führungen teilnehmen: Meine Kollegin, die am 14. August eine Führung anbietet, geht eine ganz andere Route als ich und am 11. September ist dann wieder eine andere dran ... Nein, der Friedhof ist für eine komplette Führung viel zu groß.
Und die „Prominenten-Dichte“ sehr hoch ...
Genau. Wilhelm Kaisen ist hier begraben oder Johann Höpken oder „Äitsch Äitsch Meier“, also H. H. Meier, der Begründer des deutschen Lloyds, aber ich erzähle auch immer gern von Bremern, die hier liegen und auf eine etwas andere Art prominent waren als die großen Politiker oder Kaufleute.
Wer ist das zum Beispiel?
Zum Beispiel Giovanni Chiamulera, der Gründer der Bremer „Eisdynastie.“ Die Eishändlerfamilie hatte in den 1950er-Jahren Filialen in der Innenstadt, im Steintor, in Gröpelingen und der Neustadt. Heute gibt es noch eine, nämlich das „Ferrari“ im Viertel, das vom Urenkel Giovannis betrieben wird.
Welche der vielen Grabmäler auf dem Friedhof Riensberg sind für Sie besonders sehenswert?
Das Grabmal von Arno Peters, dem Erfinder des Peters-Altlas, ist toll oder das des ehemaligen Senators Christian Feldmann: Auf seinem Bronze-Grabmal wird er zusammen mit Kindern dargestellt, die die dankbaren Kinder Bremens symbolisieren sollen. Das ist sehr schön.
Führung über den Friedhof Riensberg, 15 Uhr, Start am Focke-Museum
Sie machen die Friedhofsführungen schon lange – nehmen heute andere Menschen daran teil als früher?
In der Tat. Früher waren es recht viele ältere Damen, die sich für die Führungen interessiert haben, heute sind viele junge Menschen dabei und sehr viel mehr Männer – auch bei den Führungen zu Frauengräbern, die ich ja ebenfalls mache.
Sie erzählen oft Anekdoten über die Verstorbenen, fällt Ihnen da spontan eine ein?
Im Mittelpunkt meiner Führungen stehen tatsächlich die Lebensgeschichten oder besondere Grabmäler, aber manchmal gibt’s auch Lustiges, das stimmt. Zum Beispiel die Geschichte von Heinrich Alfes. Der ging als „Schieten Alfes“ in die Bremer Geschichte ein, weil er aus Schiete Rosinen gemacht hat. Mehr erzähle ich dazu aber erst während der Führung!
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