piwik no script img

heute in bremen„Viele verschiedene Wahrheiten“

Foto: privat

Jens Werner, 63, ist Projektleiter im Team der Medienwerkstatt des Kulturzentrums Schlachthof.

Interview Florian Maier

taz: Herr Werner, Sie wollen herausfinden, was wirklich wahr ist. Wie machen Sie das genau?

Jens Werner: Wir suchen mit diversen künstlerischen Mitteln sogenannte Wahrheiten. Heute Abend werden die Slammer*innen Simeon Buß, Janina Mau, Lippi Punkstrumpf und Florian Stein – mit politisch motivierten Texten ihre Sichtweisen auf die Wirklichkeit liefern. Sie machen uns mit einem Running Mic ...

... also einem spontanen Poetry-Slam-Auftritt im öffentlichen Raum ...

... klar: Alles kann ganz anders gesehen werden. Das ist zugleich der Auftakt für einen Kurzfilmwettbewerb, zu dem wir Amateure und Profis eingeladen haben.

Die ebenfalls heute stattfindende Kunstperformance widmet sich ehemaligen Schlach­tereianlagen. Inwieweit kann sich so etwas auf aktuelle Wahrheitsfindung beziehen?

Es ist eine experimentelle Anordnung von verschiedenen Künstler*innen über Menschen, die sich in Angstsituationen befinden. Wie verhalten sich Menschen, die sich in einer ausweglosen Situation sehen? Das Gefühl, ohnmächtig oder abgehängt zu sein, wird in dieser Inszenierung unmittelbar erfahrbar. Dieses Gefühl eines wachsenden Teils der Gesellschaft wird zunehmend für rechtspopulistische und fremdenfeindliche Angriffe ausgenutzt.

Widmet sich die Veranstaltung auch aktuellen Themen, wie etwa der Skandalisierung des vermeintlichen „Bamf-Skandals“?

Medienprojekt „Wirklich Wahr: Alles Show!?: Kulturzentrum Schlachthof, Samstag, 19:30 Uhr

Tagespolitische Themen werden im Rahmen des Projekts insbesondere zum Abschluss behandelt: Im September wird es dazu eine Podiumsdiskussion geben – der „Tag der Wahrheiten“. Dabei werden wir uns vor allem mit den Veränderungen der politischen Kultur seit der Wahl der AfD in den Bundestag beschäftigen.

Gibt es einen moralischen Anspruch an die künstlerische Auseinandersetzung?

Nein. Alle teilnehmenden Amateure und Profis können ihre persönlichen Sichtweisen einbringen. Ein Ziel des Projekts ist ja gerade, diverse Konstruktionen von Wirklichkeit abzubilden. Wir werden viele verschiedene Wahrheiten kennenlernen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen