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heute in bremen„Die Fische sind ja nun leider tot“

Ada Hille­brecht, 20, studiert in der Bildhauerklasse von Ingo Vetter an der Hochschule für Künste Bremen.

Interview Radek Krolczyk

taz: Frau Hillebrecht, Ihnen und Ihren Kommilitonen wurde kurz vor Beginn der Hochschultagen ein Loch entwendet. Ist das an Ihrer Schule normal?

Ada Hildebrecht: Wir wundern uns auch. Als wir gestern Abend unser Atelier verließen, war es noch da. Im letzten Jahr hat jemand während der Hochschultage eine meiner Bronzeplastiken gestohlen. Das war sehr ärgerlich. Ich habe nach ihnen gesucht, sie sind aber leider nicht wieder aufgetaucht. Das macht die Sache mit dem Loch natürlich um einiges schlimmer. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass es jemand auf mich abgesehen hat.

Können Sie das Loch bitte beschreiben?

Es hatte einen Durchmesser von etwa zwei Metern und war fast einen halben Meter tief. Gefüllt war es mit Wasser und es schwammen zwei Goldfische darin.

Was befindet sich jetzt dort?

Jemand hat an der Stelle eine runde Fläche aufgemalt. Die Goldfische konnten ohne ihren Teich natürlich nicht überleben. Vertrocknet liegen sie nun in einer kleinen Pfütze auf dem nackten Betonboden. Wir haben eine Absperrung aufgebaut, damit wenigstens die Hunde die toten Fische in Ruhe lassen.

Wie kommt so ein mit Wasser gefülltes Loch in Ihr Atelier?

Wir haben es zu dritt in unser Atelier gebracht.

Wie, „gebracht“?

Ja, gut, wir haben es gegraben.

Mitten ins Atelier? Womit?

Hochschultage: Die Stelle, an der das Loch war, sowie die toten Goldfische kann man während der Hochschultage am 10. 2. und 11. 2. in Raum 1.15.07 besichtigen. HfK Bremen, Am Speicher XI 8

Wir haben einen Presslufthammer, Meißel, unsere Hände und Spucke verwendet. Dann haben wir es mit Wasser gefüllt und die Goldfische ausgesetzt. Das Loch war ihr Habitat.

Hat das niemanden gestört?

Es hat niemand bemerkt. Wir waren sehr vorsichtig.

Wie geht es nun weiter?

Die Fische sind ja nun leider tot. Das Loch aber wollen wir unbedingt wiederhaben. Möglicherweise meldet sich ja jemand, der etwas beobachtet hat. Wir haben Suchplakate gedruckt. Darauf sind ein Foto unseres Loches und eine Telefonnummer zu finden. Das Loch ist recht auffällig, es ist ziemlich groß. Unmöglich, dass es verloren gegangen ist oder irgendwo in einer Ecke liegt. Man kommt mit dem Loch auch nicht weit, denn es ist wirklich sehr schwer.

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