heute in bremen: „Han Solo im Blankvers“
taz: Herr Bergmann, Sie erzählen heute den ersten „Star Wars“-Film in Shakespearscher Sprache nach. Wie geht beides zusammen?
Christian Bergmann: Shakespeares Stücke sind extrem wortgewaltig und „Star Wars“ ist ein bildgewaltiger Film. Das sind zwei Sachen, die schon für sich richtig gut funktionieren und einen total umhauen können. Ian Doeschers Shakespeare-Star-Wars legt das noch aufeinander. Und es wirkt schon einfach toll, wenn ein Chor dann Schlachten im Weltraum beschreibt.
Doeschers Buch spielt neben der Sprache auch mit Shakespeare-Zitaten. Wie hamlet-belesen muss ein „Star Wars“-Fan sein, um den Witz zu verstehen?
Gar nicht. Von Shakespeare kommt wirklich erst mal die Sprache – Han Solo im Blankvers ist schon für sich sehr cool – und dann sind dazu noch zwei bis drei Zitate drin, die jeder kennt: Hamlet eben, oder Richard III. Aber um die geht es nicht. Die Spannung kommt von der Konfrontation des Stoffs mit dieser Art des Sprechens.
Diese Inszenierung hat Ihr Verein Stückwerk ja schon zur seiner Gründung aufgeführt …
… das war noch anders. 2014 haben wir tatsächlich nur den Text im Kostüm vorgetragen. Mit Kathrin Steinweg als Obi Wan Kenobi, Frank Auerbach als R2D2 und so weiter – Andreas Schnell als Prinzessin Leia. Jetzt haben wir den neuen Film zum Anlass genommen, unsere Inszenierung neu zu überarbeiten. Wir haben am Plot gekürzt. Erika Spalke, unser neues Ensemblemitglied, wird das als Nachrichtensprecherin zusammenfassen. Dafür arbeiten wir diesmal auch mit Video-Einspielern und philosophischen Texten zum „Mythos Star Wars“.
Es wird also weniger lustig?
Ach, nein. Es ist ein bisschen weniger Comedy, aber dafür verbraucht sich der Gag auch nicht so. Die witzigen Stellen wirken eher sogar noch besser, wenn es zwischendurch auch mal ernster wird.
Stückwerk spielt Ian Doeschers „Star Wars – Fürwahr, eine neue Hoffnung“: 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz, Falstaff
Stückwerk ist damals angetreten, um die Bremer Literaturszene aufzumischen. Hat’s geklappt?
Naja, vor allem sind wir eine Gruppe freier Schauspieler und Kulturjournalisten und das heißt oft eben leider auch: arbeitslos. Und wenn wir dann so zusammen abhängen, produzieren wir vor allem Sachen, die uns Spaß machen – mehr als das, was wir sonst so auf Lesungen sehen. Aber richtig groß sind wir natürlich nicht. Aber es kommen zuverlässig so zwischen 30 und 40 Leuten, wir haben ein paar neue Formate entwickelt und inzwischen auch neue Veranstaltungsorte neben der Shakespeare Company gefunden.
Interview Jan-Paul Koopmann
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