heute in bremen: „Die Mafia geht da nicht ran“
taz: Frau Titze, beim Friedenspreis gib es eine neue Kategorie – um was handelt es sich da?
Petra Titze: Um den Preis der Spenderinnen und Spender für ermutigende Initiativen. Wir hatten eine Auswahlliste von ungefähr zehn Organisationen und haben alle unsere Spender aufgerufen, für ihre Favoriten abzustimmen.
Und wen hat die SpenderInnen-Jury ausgewählt?
Das sizilianische Netzwerk „Addiopizzo“, was so viel bedeutet wie: „Tschüss, Schutzgeld.“ Das ist ein Zusammenschluss von mehr als tausend sizilianischen Geschäftsinhabern, die sich Schutzgeldzahlungen an die Mafia widersetzen.
Wie machen die das?
Indem sie Aufkleber an ihre Schaufenster hängen, auf denen sowohl für Kunden als auch für die Mafia deutlich ihr Logo zu lesen ist.
Ist das nicht gefährlich?
Die Öffentlichkeit ist zu groß, weil es so viele Geschäfte sind, die mitmachen – die Mafia geht da nicht ran.
Aber es waren ja nicht von vornherein so viele Geschäfte beteiligt …
Am Anfang hat die Mafia das nicht ernst genommen – und irgendwann war die zivilgesellschaftliche Kraft dann einfach zu groß, die ganz deutlich macht: „Wir wollen eine andere Gesellschaft.“
Das gilt ja auch für die anderen beiden Preisträger ...
Verleihung des achten internationalen Bremer Friedenspreises, 19 Uhr, Rathaus
Ja: Überall dort, wo Gewalt und Zerstörung herrscht, gibt es immer Menschen, die sich dagegenstellen. So wie Junior Nzita aus Kongo, der ebenfalls heute ausgezeichnet wird. Er macht sich gegen den Einsatz von Kindern in Kriegen stark und tut das als ehrenamtlicher UN-Botschafter ausgehend von seiner eigenen Geschichte: Nzita war selbst Kindersoldat.
An wen geht die dritte Auszeichnung?
An Pauline Tangiora aus Neusseeland. Sie ist Maori und nimmt als Stammesälteste bei den Maori eine führende Rolle ein, vermittelt aber auch Menschen auf der ganzen Welt ihr Wissen zu Themen wie den Rechten indigener Völker oder Umweltschutz.
Interview Simone Schnase
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