heute in bremen: „Auf Gegenwehr stößt man in den meisten Fällen“
Rolf Geffken, 65, ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Gründer der Anwaltskanzlei Rat&Tat in Hamburg.
taz: Herr Geffken, Sie sind Anwalt für Arbeitsrecht. Was mache ich, wenn mein Chef mich ungerecht behandelt?
Rolf Geffken: Ungerecht behandelt fühlen sich einige. Für viele Fälle gibt es eine juristische Antwort. Leider ist die Bereitschaft, sich zu wehren, gesunken. Viele Menschen haben Angst vor Konsequenzen und nehmen deshalb die Rechte, die ihnen zustehen, nicht mehr wahr.
Ihre Kampagne heißt „Wir schaffen Betriebsräte“. Warum gibt es zu wenige?
Eigentlich ist die Schaffung von Betriebsräten die Aufgabe der Gewerkschaften, die sich jedoch nicht immer darum bemühen. Mit unserer Kampagne möchten wir uns deswegen wieder verstärkt für die Gründung von Betriebsräten einsetzen. Es ist deshalb möglich, sich bei uns juristische Unterstützung zu holen.
Wieso schaffen es die Gewerkschaften kaum noch, für die Einrichtung von Betriebsräten zu sorgen?
Es gibt immer weniger Gewerkschaftssekretäre, die für die Gründung von Betriebsräten zuständig sind. Es fehlt vielerorts an Personal. Dies wirkt sich negativ auf die Neugründungen aus.
Wie geht man bei der Neugründung eines Betriebsrates am besten vor?
Wichtigster Schritt bei der Neugründung eines Betriebsrats ist die Bekanntgabe einer Wahlversammlung und die damit einhergehende Wahl eines Wahlvorstandes. Nur so kommt man als Betriebsrat in den Genuss von Schutzbestimmungen.
Vortrag über die Kampagne „Wir schaffen Betriebsräte“, 18 Uhr, Kulturhaus Pusdorf
Muss man bei der Gründung eines Betriebsrats mit Gegenwehr rechnen?
Ja, auf Gegenwehr stößt man in den meisten Fällen. Das ist dann nicht immer extremer Widerstand, aber eine Politik der Nadelstiche. Die Wählerlisten werden nicht vollständig ausgehändigt oder die Wahl wird intern angefochten. Viele ziehen sich dann ins stille Kämmerlein zurück. Mit unserem Vortrag möchten wir Arbeitnehmer juristisch unterstützen und ermutigen, sich weiterhin für die Neugründung von Betriebsräten einzusetzen.
Interview Paula Högermeyer
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