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heute in bremen„Lust auf etwas anderes“

VORTRAG Der Südamerika-Korrespondent Julio Segador ist „Sommergast“ des Nordwestradios

Julio Segador

48, ist Journalistund war über fünf Jahre lang ARD-Korrespondent in Buenos Aires.

taz: Herr Segador, Sie waren fünf Jahre lang ARD-Korrespondent in Buenos Aires. Was haben Sie jetzt vor?

Julio Segador: Erstmal ausspannen, ich habe ziemlich viel Urlaub aufgebaut. Ab Oktober bin ich wieder beim Bayrischen Rundfunk, meinem Heimatsender. Ich stehe da unter anderem mit den AuslandskorrespondentInnen in Kontakt.

Warum hören Sie auf?

Diese Tätigkeiten sind immer vertraglich auf fünf Jahre begrenzt. Eigentlich wäre mein Vertrag schon vor acht Monaten abgelaufen, er wurde aber verlängert, damit ich noch über die Olympischen Spiele berichten kann.

Warum wurden Sie Auslandskorrespondent?

Nach 14 Jahren in der bayrischen Landespolitik hatte ich Lust auf etwas anderes. Ab 2007 habe ich angefangen, KorrespondentInnen in Südamerika zu vertreten. Das habe ich fünfmal gemacht, bevor ich selber Korrespondent wurde. Ich bin als Sohn spanischer Gastarbeiter zweisprachig aufgewachsen und beherrsche Spanisch perfekt. Das muss man auch, mit Englisch kommt man nicht weit.

Ist der Job begehrt?

Ja, journalistisch ist er auch ein Traum: In wenigen Regionen der Welt kann man noch so arbeiten wie in Südamerika. In Washington oder Tel Aviv kommt man aus seinem Büro kaum raus, weil man fast durchgängig berichten muss. Ich konnte mein Gebiet richtig bereisen.

Über welches Gebiet haben Sie berichtet?

Das ging von der Karibik in Kolumbien bis zur Antarktis, von Brasilien bis zur Osterinsel in Polynesien. Ich hatte ein Berichtsgebiet über neun Länder.

Woran denken Sie am liebsten zurück?

Große Ereignisse gab es viele, aber am beeindruckendsten fand ich immer die kleineren Begegnungen: Am 30. Jahrestag des Falkland-Krieges bin ich mit einer Gruppe argentinischer Reservisten auf der Insel gewesen. Einer der Soldaten wusste noch, wo sein Schützengraben von damals war. Vor meinen Augen hat er seinen Schlafsack und seinen Helm ausgegraben, die er vor 30 Jahren dort verbuddelt hatte.

Wie werden die südamerikanischen Länder hierzulande repräsentiert?

In der Berichterstattung wird der Kontinent im Vergleich zu Asien oder Afrika zu wenig behandelt. Durch die EM und die Olympischen Spiele hat sich das zwar etwas geändert, aber große PolitikerInnen kommen noch immer recht selten nach Südamerika. Merkel war in den letzten fünf Jahren dreimal da, aber mindestens zehnmal in Asien.

Können Sie sich vorstellen, wieder im Ausland zu leben?

Ja, aber erst nach einer Übergangszeit. Fast sechs Jahre lang war ich die meiste Zeit über alleine in der Berichterstattung vor Ort. Ich freue mich jetzt auf meine neuen KollegInnen.

Interview: Sebastian Krüger

11 Uhr, Theater am Goetheplatz, Goetheplatz 3-5

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