heute in bremen : Bewegung statt Ruhe
Heute walken PatientInnen des Klinikums Bremen-Nord gegen ihr Fatigue-Syndrom an
taz: Herr Braun, was ist das Fatigue-Syndrom?
Manfred Braun, Oberarzt am Klinikum Bremen-Nord: Die wichtigsten Symptome reichen von Erschöpfung und Müdigkeit bis hin zu Antriebslosigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit. Und das wird selbst nach Ruhe und Schlaf nicht besser. Meist tritt das nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung auf, hält eine ungewisse Zeit an und hat auch eine ungewisse Schwere. Es ist eine typisch psychosomatische Reaktion, die sowohl körperliche als auch psychische und kognitive Einschränkungen mit sich bringt.
Warum hilft Bewegung, wo Ruhe nicht hilft?
Das ist ein Geheimnis, das kann man nur hypothetisch erklären. Man überwindet die Schwäche schon, indem man sich entschließt, körperlich aktiv zu werden. Nach dem Sport fühlt man sich immer wohl, auch wenn man vorher erschöpft war. Außerdem wird durch die Bewegung an der frischen Luft die Muskulatur gefördert und gefordert. Und man merkt, dass man etwas machen kann. Denn wenn man sich dem Syndrom überlässt, dann wird es mit der Zeit nur schlimmer.
Und wie hilft Sport gegen Krebs?
Wir versprechen uns eine Förderung der natürlichen Abwehrkräfte, eine Stärkung der gesunden Anteile. Dafür sprechen erste wissenschaftliche Daten, und die TeilnehmerInnen spüren auch das selbst. Deshalb sind die Sportgruppen für KrebspatientInnen die erfolgreichsten Selbsthilfegruppen, die es gibt. Bei den Treffen gibt es immer einen sportlichen, einen entspannenden und einen kommunikativen Teil. Alle drei Anteile sind hilfreich für die gute Verarbeitung von Krebskrankheiten und Überwindung der körperliche und seelischen Folgen. Die Gruppen sind auch deshalb so erfolgreich, weil die Eintrittsschwelle niedrig ist.
Interview: Jan Zier
Immer montags, 9.30 Uhr, Eingangshalle im Klinikum Bremen-Nord