heute in bremen : „Auch beim Staat gibt es Willkür“
Das „Forum Philanthropie“ schult im Gewinnen von Großspendern
Wann ist eine Spende „groß“?
Jens-Uwe Böttcher, Forum Philanthropie: Hier beginnt dies bei 10.000 Euro, in den USA wohl erst bei 100.000.
Haben Sie den Fundraiser, der die 200-Millionen-Spende für die IUB beschafft hat, auch eingeladen?
Leider nicht. Vorher waren Spenden in solcher Größenordnung hier nicht vorstellbar. Nur Wochen später vermachte ein Industrieller der TU Freiberg Immobilien im Wert von schätzungsweise einer halben Milliarde Euro. Die IUB-Spende war ein Eisbrecher.
Wie gewinnt man solche Spender?
Jedenfalls nicht mit moralischen Appellen. Man muss vor allem die mögliche Identifikation des Spenders mit dem Förderungsgegenstand im Blick behalten.
Ist es philanthropisch, also „menschenfreundlich“, Millionen in private Unis für sehr wenige Studierende zu stecken?
Natürlich kann man sagen, Jacobs hätte mit dem Geld woanders mehr erreichen können. Wir wollen nicht kritisieren, sondern ermuntern und die Vorbildfunktion zu betonen. Sonst ziehen sich die Spender nämlich zurück. Und Untersuchungen in anderen Ländern belegen: Viele gemeinnützige Belange können durch private Unterstützung gesichert werden.
Sie sprechen von „Bürgergesellschaft“. Meint dies nicht eher eine Autonomie von unten als Gnadenakte einzelner Vermögensbesitzer?
Das ist ein natürlich ein Argument. Aber: Auch beim Staat gibt es Willkür, auch hier kann man sich als Almosenempfänger fühlen. Eine aktive Bürgergesellschaft verständigt sich möglichst freiwillig darüber, welcher Bedarf besteht und wie viel der Einzelne beitragen kann.
Fragen: Christian Jakob