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Archiv-Artikel

heute in bremen Hilfe im Schockzustand

Welche Pflege brauchen Brustkrebs-Patientinnen? Tagung am Klinikum Links der Weser

taz: Frau Scholt, was macht eine Breast Care Nurse?

Doris Scholt, Lehrerin für Pflegeberufe, Klinik Links der Weser: Das sind Pflegeexpertinnen, die Brustkrebspatientinnen begleiten – wobei sie auch schon für sie da sein sollen, wenn die Frau auf ihre Diagnose wartet. Das ist eine furchtbare Zeit und wenn der Befund tatsächlich positiv ist, erleben viele einen Schock. In diesem Zustand sollen sie dann auch noch Entscheidungen fällen über Therapie und Operation – eine kompetente Begleitung hilft ihnen in dieser Situation.

Ist das nicht Luxus? Jeder Kranke hätte gerne so jemand.

Letzteres stimmt, aber Luxus ist das nicht, sondern in europäischen Leitlinien festgelegt. Pro 100 erkrankter Frauen soll es zwei Breast Care Nurses geben. Und jede Frau weiß, eine Brust ist nicht ein Organ wie jedes andere, sondern Teil ihrer Identität.

Das gilt auch für Gebärmutter-Erkrankungen.

Darüber wird in der Pflege auch diskutiert. Man muss dazu sagen, dass es in anderen europäischen Ländern, den USA und Australien diese Spezialisierungen längst gibt, die Breast Care Nurses zum Teil seit 20 Jahren.

Warum hier nicht?

Der Pflegeberuf hat in Deutschland einen anderen Stellenwert, es ist kein Studium, sondern „nur“ eine Ausbildung, Pfleger und Pflegerinnen sind hier weisungsgebunden durch Mediziner. Ich habe in den Niederlanden hospitiert und war beeindruckt, wie selbständig die Pfleger und Pflegerinnen dort arbeiten konnten. Die konnten selbst entscheiden, welche Pflege jemand braucht.

Was brauchen Brustkrebs-Patientinnen?

Vor allem eine Krankenschwester, die sich mit dem Krankheitsbild genau auskennt und in der Lage ist, auf die Frau einzugehen, mit ihr zu sprechen, auch wenn diese in einer Krisensituation ist. Berührungen helfen oft sehr.

Und das muss man lernen?

Die Teilnehmerinnen unserer Weiterbildung haben dies bestätigt. Vorher fühlten sie sich oft in diesen Situationen schlecht vorbereitet. Interview: Eiken Bruhn