heute in Bremen: „Das kann nicht gut gehen“
PODIUM Pflegebetroffene und PolitikerInnen diskutieren über Pflegemissstände in Bremen
61, gründete 2006 die Bremer Initiative „Heim-Mitwirkung“ und vertritt die Interessen Älterer und pflegebetroffener Menschen.
taz: Herr Leopold, die Sozialdeputation hat den Gesetzentwurf zum Bremischen Wohn- und Betreuungsgesetz fast unverändert verabschiedet. Haben Sie Hoffnung, dass sich im Gesetz noch was ändert?
Reinhard Leopold: Natürlich, sonst hätte ich die heutige Veranstaltung ja gar nicht organisiert. Es muss sich da noch dringend etwas ändern!
Was genau?
Zum einen die Personalverordnung, die eine einzige Pflegefachkraft für bis zu 50 Pflegebedürftige, teils demente, nachtaktive HeimbewohnerInnen vorsieht. Das kann nicht gut gehen – da sind sich alle Experten einig.
Ein weiterer Punkt ist die Heimaufsicht …
Bei der steigenden Anzahl von Pflegeeinrichtungen und Aufgaben sollte sich die Heimaufsicht auf die Kontrolle und konsequente Beseitigung von Mängeln kümmern. Die bisherige kostenlose Beratung für auffällig gewordene Anbieter bindet unnötig Personalressourcen. Sie ist ohnehin personell unterbesetzt und muss mehr Pflegefachkompetenz bekommen.
Wie meinen Sie das?
Bereits seit April ist die Stelle der Heimaufsichtsleitung vakant. Wer dort anruft, bekommt einen Anrufbeantworter zu hören und wird an Dritte verwiesen. Die Menschen bleiben in ihrer Not alleine – Anrufbeantworter und Weiterleitungen helfen nicht, sondern frustrieren! Die Leitung der Wohn- und Betreuungsaufsicht sollte zudem in erfahrene, kompetente Hände einer Vollzeitkraft gelegt werden. Eine Besetzung in Teilzeit wie bisher ist unzureichend.
Es stehen ExpertInnen Frage und Antwort, aber auch Abgeordnete von fünf Parteien …
Vor allem die Politiker sind wichtig. Denn es werden auch Pflegebetroffene zu Wort kommen, um die Abgeordneten mit ihren Erfahrungen zu konfrontieren. Auf deren Statements sind wir sehr gespannt. Wir hoffen, dass wir die Politiker für unsere Verbesserungsvorschläge zum Heimgesetzentwurf ausreichend sensibilisieren können.
Wen meinen Sie mit „Pflegebetroffene“?
Angehörige, Pflegekräfte, Pflegehilfskräfte, Betreuungskräfte – alle, die unter den jetzigen Bedingungen leiden.
Gab es TeilnehmerInnen, die abgesagt haben?
Ja, die Sozialsenatorin hat leider abgesagt. Und interessant finde ich auch, dass niemand von den Pflegekassen zugesagt hat. INTERVIEW schn
Podiumsdiskussion „Pflegenotstand vs. Menschenwürde“, 19 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstr. 34
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