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heute in Bremen„Die Angst vor Frauen“

Nô-Theater Im Übersee-Museum ist traditionelle japanische Maskenspielkunst zu erleben

Renate Noda

51, Japanologin und Sinologin, Dissertation in Wien, leitet seit 2010 die Völkerkundeabteilung des Übersee-Museums.

taz: Frau Noda, ist das Stück Kurozuka nicht zu frauenfeindlich, um damit dem Nô-Theater in Bremen einen guten Auftritt zu verschaffen?

Renate Noda: Vielleicht ist es eher andersherum: Die Frau ist in diesem Stück ja sehr mächtig. Sie ist die Hauptfigur, um die sich alles dreht. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige kanonische Stücke, in denen diese Hannya-Maske auftritt.

Aber sie ist böse: eine Menschenfresserin, die von den zwei Mönchen besiegt wird… ?

Sie ist ein gefährlicher Dämon. Aber daraus spricht für mich eher so etwas wie ein schlechtes Gewissen: Im 14. Jahrhundert, also die Zeit, in der die Nô-Tradition entstand, vollzog sich ja eine Entmachtung der Frauen. Bis dahin war es selbstverständlich, dass Frauen Besitz hatten und ihn auch nach der Hochzeit behielten. Das wird durch das vordringende patriarchale System abgeschafft. Für mich spricht aus diesem Stück eher die Angst vor mächtigen Frauen.

Dass ein Regisseur, um diese Deutung zu forcieren, ins Stück eingreift, wäre aber unvorstellbar?

Bearbeitungen sind nicht tabu, wenigstens nicht im neuen Nô-Theater. Allerdings gibt es keinen Regisseur und auch keinen Dirigenten: Im Nô-Theater gibt es einen Chor und die maskierten Darsteller, übrigens normalerweise alle männlich. Die sprechen sich untereinander ab, über ihre Bewegungen…

… die festgelegte Bedeutungen haben: Wie erkenne ich die?

Die Bewegungen wirken oft wie ein Tanz in Zeitlupe, mitunter frieren sie sogar ganz ein. Dadurch entsteht eine große psychische Intensität. Insofern kann zwar nur ein echter Nô-Kenner jede einzelne Geste und Handhaltung dechiffrieren, und sagen: Diese Kopfstellung bedeutet Trauer, diese Armbewegung Kampf und jene Freude. Aber die innere Bewegung der Hauptfigur, um die es im Wesentlichen geht, überträgt sich deutlich.

Deshalb fällt am Ende auch kein Vorhang?

Die Hauptfigur zieht sich von der Bühne zurück. Dadurch kann diese innere Bewegung länger nachwirken.

interview: bes

Kurozuka, mit Koji Sawada: 19.30 Uhr, Übersee-Museum

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