herzensort: Die Ruhe der Ruhr
Wenn ein Zug über die Brücke donnert, übertönt er jedes andere Geräusch. Die Brücke ist alt, aus rostbraunem Stahl und hängt so tief, dass ich sie berühren kann, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle. Güterzüge sind besonders laut. Ist der Zug weg, ist es am Ufer der Ruhr wieder ruhig. Okay, da sind noch die Autos von der Straße auf dem Deich, die Duisburg und Mülheim verbindet, und das Rauschen der Autobahn ein paar Brücken weiter. Ich achte lieber auf die schnatternden Enten und das Blöken der Schafe am anderen Ufer.
Langsam gehe ich durch das feuchte Gras. In ein paar Stunden wird die Frühlingssonne es getrocknet haben. Brombeersträucher überwuchern das Ufer, kleine Trampelpfade führen hinunter zum Wasser. Die Brücken spiegeln sich auf der glatten Oberfläche. Wie runde Tunnel sehen sie aus. Hier kann sich das Wasser noch ein bisschen ausruhen, denke ich. In ein paar Hundert Metern fließt es in den großen Rhein. Ein Mann mit Hund kommt mir entgegen. Wir sagen „Hallo“ und lächeln. Der Hund quetscht sich durch die Brombeerzweige zum Wasser und wedelt mit dem Schwanz, als die Enten hastig davonflattern. Marie Gogoll
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