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herzensortAls wären wir auf einer Reise

Es fühlt sich an, als würden wir etwas Verbotenes tun. Doch eigentlich trinken wir nur Mate-Tee auf den Stufen hinter der Paul-Gerhardt-Kirche in Leipzig. Wir wollen uns nicht verstecken, sondern die letzten Lichtstrahlen dieses sonnigen Sonntags einfangen.

Die Kirche steht auf einem Hügel, und hier, rund um sie, ist die Vergangenheit des Ortes als Dorf noch spürbar – Leipzig-Connewitz war bis 1891 eine eigenständige Gemeinde. Das hintere Gebäude mit seinen byzantinischen Balkonen und Treppen erinnert mich an eine kleine Abtei in Griechenland, wo ich einmal war. Der Kiefernbaum, den Tauben zu lieben scheinen, transportiert mich wiederum in die Straßen meiner Kindheit in Argentinien. Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns wie auf einer Reise fühlen, während wir über Orte sprechen, nach denen wir uns sehnen; über Dörfer, die wir als Vorstadtkinder besuchen durften.

Spaziergänger mit und ohne Hund ziehen an uns vorbei, steigen die Treppen hinunter und verschwinden in Richtung des nahegelegenen Waldes. Dann ist der Mate-Tee leer und wir machen uns auf den Rückweg – viel kürzer, als wir es uns wünschen. Luciana Ferrando

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