herzensort: Stundenlang ungestört bleiben
„Hotelbuffet, Mensa oder Krankenhauskantine – woran erinnert mich das hier?“, fragte ich mich, als ich zum ersten Mal das Galeria-Restaurant bei Karstadt am Hermannplatz in Berlin betrat. „An alles gleichzeitig!“, lautete die Antwort. Nach diesem ersten Besuch nutzte ich das Restaurant oft als Homeoffice, vor allem im Winter. Die Sonne schien hinein – wenn sie schien – und ich betrachtete, wie Tauben und kleine Wolken ihre Runden drehten. Gäste durften hier ungestört stundenlang bleiben, unabhängig davon, was sie bestellt hatten. Eine Freundin erzählte mir, dass sie dort im Sommer ihre Theaterstücke auf der Terrasse probte, eine andere machte an einem abgelegenen Tisch ihre Online-Therapie. Ich habe im Karstadt-Restaurant Menschen weinen sehen und Versöhnungen erlebt. Manchmal frühstückte ich Bratkartoffeln und Rührei, manchmal trank ich nur eine Tasse Kaffee, die man für 1,60 Euro nachfüllen durfte. Die Kohlrouladen oder den Schweinebraten habe ich nie probiert. Wenn das Restaurant nicht im Januar nach fast 100 Jahren für immer geschlossen hätte, hätte selbst ich als Vegetarierin vielleicht eine Ausnahme gemacht. Luciana Ferrando
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