herzensort: Filzige Höhlen für die Füße
Vor zwei Jahren machten mir meine Freund:innen ein sogenanntes Erwachsenengeschenk. Es war etwas Häusliches, häuslicher geht es kaum. Dunkelblauer Filz, weiche Sohle, wohliges Fußbett – ein Paar Pantoffeln. Schweren Herzens trennte ich mich von meinen Drei-Euro-Ikea-Schlappen, die so durchgelaufen waren, dass sie auf nassem Boden einen Abdruck meines Fußes hinterließen.
Nur wenige Wochen später hatte ich meine „Haffis“ – der Marke Haflinger – zu schätzen gelernt. Selbst auf Wochenendausflügen wollte ich nicht mehr ohne sie sein und im Sommer ärgerte ich mich, wenn es zu warm für sie war und ich mir auf dem Dielenboden wieder einen Splitter in den Fuß gejagt hatte. Dann freute ich mich schon auf den feierlichen Moment im Herbst, wenn ich mit den Füßen in ihre kuscheligen Höhlen schlüpfen würde, mein persönliches Kalte-Jahreszeit-Initiationsritual.
Doch dieses Jahr fanden wir im September plötzlich eine Wohnung – mit Fußbodenheizung. Ach du Schreck, und die Haffis?! Was für ein First-World-Problem. Bisher ist die Heizung jedenfalls ausgeblieben, und ich laufe weiter in meinen Pantoffeln herum. Nora Belghaus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen