herzensort: Tanzend bis zum Jobcenter
Durch das Glasdach kommen Sonnenstrahlen in die Rollberg-Passagen – und Regentropfen. An regnerischen Tagen stehen auf dem Boden schwarze Eimer verteilt, die das Wasser der undichten Stellen auffangen. Gelbe Klappschilder warnen vor Rutschgefahr: „Attenzioni, Atención, Achtung!“
Wäre das Leben eine Musikkomödie, könnte man sich hindurchtanzend einen Weg bis zum Jobcenter des Berliner Bezirks Neukölln bahnen. Es liegt am hinteren Ende der Passage, nebenan ein Copyshop, der immer voller Menschen mit Unterlagen ist. Gegen Hunger und Durst gibt es einen Asia-Imbiss und eine Espressobar – „Segafredo, Cappuccino, Prosecco“. Ältere Männer unterhalten sich auf Italienisch oder lösen Kreuzworträtsel. Flaschensammler*innen sammeln sich vorm Netto.
Die anderen Läden eignen sich auch für eine Performance: Änderungsschneiderei, Reise-Center, Dampf-Diele & E-Zigaretten-Shop, ein Nagelstudio und zwei Geschäfte namens „Nix wie hin“. Eines ist ein Paketladen, das andere ist leer. Was dort verkauft wurde, war nie klar. Aber es passte zum Passagen-Flair.
Luciana Ferrando
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