herzensort: Dem inneren Italien so nah
Ich liebe Italien und verrate damit meine Herkunft ebenso schnell wie mit meiner vampirhaften Haut. Um genau zu sein, liebe ich aber nicht das reale Italien (wie könnte ich auch, bei der rechtsradikalen Regierung, dem Mafiagedöns und der hohen Jugendarbeitslosigkeit), sondern diesen spaghettiverhangenen Sehnsuchtsort, konkret den Ball an seiner Spitze, also Sizilien, wo die Mandel- und Olivenbäume wachsen und morbide Barockstädte in steilen Steinschluchten hängen.
Mitte Oktober war ich wieder da, in Modica, einer Stadt, die für ihre bröckelige Schokolade bekannt ist, in der man Pistazienpesto und köstliches Granita (Eis auf Schneebasis) essen kann und von der aus der Strand nur eine Viertelstunde mit dem Fiat 500 entfernt ist. So weit, so klischeehaft. Doch am allerschönsten war es auf Marcellos Terrasse. Marcello war unser Gastgeber, und von seiner Terrasse aus hatte man einen wunderschönen Blick auf Modicas wabenförmige Altstadt. Dort saß ich morgens bei Caffè und abends bei einem Glas Wein, und wenn dann noch die schwarz-weiß gescheckte Katze Brio auf meinen Schoß sprang, war ich meinem inneren Italien so nah wie nie.
Anna Fastabend
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