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Archiv-Artikel

herr tietz macht einen weiten einwurf (102) Parapsychologe mit Pepp

Warum sich der Deutsche Fußball-Bund dringend an den Löffelverbieger Uri Geller wenden sollte

Fritz Tietz ist 45 Jahre alt, lebt als Nachfahre ostpreußischer Einwanderer in der Nordheide und treibt gelegentlich Sport

Wenn der Telepath Uri Geller nicht gerade fremder Leute Löffel verbiegt, setzt er seine parapsychologischen Fähigkeiten auch schon mal zur Beeinflussung von Fußballspielen ein. So erst letzte Woche wieder, als er das in Dublin angesetzte Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft zwischen Irland und der Schweiz kraft seiner psychokinetischen Energien nach seinem Willen zu dirigieren versuchte. Und zwar zugunsten der Iren, die unbedingt einen Sieg brauchten, um sich die Endrundenteilnahme an der WM 2006 in deutschen Landen zu sichern.

Geller kreiste während des Spiels in einem Hubschrauber über dem Stadion an der Landsdowne Road, um so den irischen Kickern seine Energiestrahlen noch energischer zukommen lassen zu können. Im Vorfeld hatte er die Fans und Fernsehzuschauer angewiesen, ihre mentale Kraft in einem kollektiven Akt positiven Denkens ebenfalls auf die irischen Spieler zu lenken. Doch die Sache lief schief. Die Begegnung endete 0:0. Unentschieden. Die Iren waren raus.

Seinen allerersten Auftrag, ein Fußballteam auf Sieg zu biegen, erhielt Geller nach eigener Aussage als Zwölfjähriger auf Zypern, wo seine Eltern ein Hotel betrieben. Ein ungarischer Hotelgast, Trainer einer einheimischen Mannschaft, meinte an dem Jungen Übersinnliches ausgemacht zu haben und engagierte ihn kurzerhand als Motivator für seine Fußballer. Die wurden prompt zyprischer Meister. Auch später diente sich der mittlerweile weltberühmte Besteckkrümmer immer wieder Fußballmannschaften an. Inzwischen in London zu Hause, unterstützte er vornehmlich englische Mannschaften.

Als seine legendärste Manipulation gilt jener Elfmeter gegen die Engländer, den der Schotte Gary MacAllister verschoß, weil Geller den Ball im entscheidenden Moment dazu brachte, sich vorzeitig zu bewegen. Auch damals saß Geller in einem Hubschrauber über dem Spielfeld. Mit dabei: elf Kristalle für jeden Spieler sowie ein zwölfter als Energieübermittler fürs große Ganze. Vor Ausführung des Strafstoßes wies Geller den Helikopterpiloten an, tiefer zu fliegen. So habe seine telepathische Kraft zusammen mit der der Fans dafür gesorgt, dass MacAllister den Ball nicht richtig traf.

Unter völliger Kontrolle hat der Parapsychologe seine Kräfte aber offenbar nicht immer, wie nicht nur das WM-Aus der Iren zeigt. So soll er zwar während der EM 1996 vor jedem Spiel der englischen Nationalmannschaft siegbringende Kristalle hinter deren Toren verscharrt haben. Die Folge jedoch war: Deutschland wurde Europameister. Auch der von David Beckham spielentscheidend verschossene Elfmeter im EM-Viertelfinale 2004 gegen die Portugiesen hätte laut Geller eigentlich drin sein sollen. Schließlich habe er den Engländern mit der ganzen Kraft seines positiven Pepps beigestanden, müsse dabei aber irgendwas falsch gemacht haben, beichtete er hinterher.

Auch wenn Gellers Erfolgsquote keine hundertprozentige ist: Vielleicht sollte mal der DFB über ein Engagement des ballsportambitionierten Parapsychologen nachdenken. Angesichts des schwachen Bildes, das die deutsche Nationalelf derzeit abgibt, muss man schließlich nach jedem sich bietenden Löffelstiel greifen, und sei er noch so verbogen. Dies umso mehr, als sich als eine entscheidende Ursache für die sportliche Misere die räumliche und damit auch mentale Ferne zwischen Team und Teamchef herauszukristallisieren scheint. Da könnte der Fernhinbieger möglicherweise was bewirken, indem er Teamchef Klinsmann, dem zur transatlantischen Übermittlung seiner Strahlkraft an die Mannschaft bislang nur vulgäre Physik in Form von E-Mail und Videokonferenz zur Verfügung steht, mit seinen psychokinetischen Fähigkeiten assistiert.

Für Geller spricht übrigens auch seine Methode, die mentalen Kräfte der Fans zur Unterstützung ihrer Mannschaft zu einem Energiepaket zu bündeln. Wenn das letzte Woche in Dublin nicht so klappte, dann lag das gewiss nur am mangelnden Wir-Gefühl der Iren. Die Deutschen dagegen sind durch die zahlreichen Ideen-, Ruck- und Duz-Kampagnen momentan so was von auf Wir geeicht, dass auch Gellers Scharlatanerie hierzulande eigentlich funktionieren müsste.