heinrich breloer, Regisseur : Der Bohrer
Heinrich Breloer, 65, stammt aus Gelsenkirchen, drehte 1978 seinen ersten Film und gewann viele Grimme-Preise F: DPA
Auf seinen Schreibtisch in seinem ruhigen Kölner Büro hat Heinrich Breloer ein Modell des Buddenbrook-Hauses gestellt. Er hatte es im Blick, als er zusammen mit seinem Co-Autor Horst Königstein aus Thomas Manns Roman „Buddenbrooks – Verfall einer Familie“ das Drehbuch bastelte, das derzeit in der Lübecker Innenstadt mit viel Aufwand und Aufsehen verfilmt wird. Genauso, wie er im Blick hatte, was die Geschichte mit ihm zu tun hat: „Als Sohn eines Mehlgroßhändlers habe ich meine Familie in mehrfacher Hinsicht in dem Roman wiedererkannt“, sagt Breloer. „Auch in meinem Elternhaus habe ich den Kampf zwischen Seele und Saldo miterlebt.“
Trotzdem sucht Breloer die Fragen und die Antworten nicht bei sich alleine. Es geht ihm um das Allgemeine, das findet, „wer bei sich selbst etwas tiefer bohrt“. Das war so bei seinem Film „Geschlossene Gesellschaft“, in dem er auf die Erfahrungen seiner Kindheit in einem katholischen Internat der 1950er Jahre zurückgreift. Und bei „Speer und Er“, einem Film, in dem Breloer die Frage nach der Täterschaft der Vätergeneration stellt.
Für diese Themen entwickelte Breloer zusammen mit Königstein das Genre „Doku-Drama“, bei dem Interviews, Filmdokumente und Spielszene gemischt werden: Für den Dreiteiler „Die Manns“ etwa konnte Breloer die Tochter Thomas Manns gewinnen, um als zentrale Person durch den Film zu führen. „Die Zuschauer“, sagt Breloer, „wollen nicht nur träumen, sondern auch verstehen.“ Und für Breloer, der in Bonn und Hamburg Literaturwissenschaft studiert hat, war die Kombination aus Spielszenen und Interviews die perfekte Vorarbeit für die Verfilmung der „Buddenbrooks“.
Bei der interessiert sich der 65-Jährige übrigens vor allem für „die Globalisierung, die sich im Lübeck des 19. Jahrhunderts vollzogen hat.“ Schließlich hätten die Menschen damals vor den gleichen Fragen gestanden, nämlich: „Wie kann man mit Anstand in diesen Zeiten erfolgreich sein und dabei unter dem Druck der Modernisierung überleben?“ Bis November noch wird Breloer weiterdrehen. In die Kinos kommt der Film dann am 25. Dezember 2008. kli