piwik no script img

haushalts-glossarDas ABC der Schönredner

Bemühenszusage: Eine Vokabel, die auf den früheren Kultursenator Peter Radunski (CDU) zurückgeht. Der untersetzte Politiker tanzte gern auf allen Hochzeiten gleichzeitig. Natürlich wollte er möglichst viele prominente Künster nach Berlin holen, doch für die Einkaufstour fehlte leider das nötige Kleingeld. Radunski versprach Geld, das er nicht hatte: Er sagte den Umworbenen zu, sich bei den nächsten Haushaltsberatungen um die nötigen Mittel zu „bemühen“.

zusammengestellt von RALPH BOLLMANN

Effizienzrendite: „Sparen“, „kürzen“ – lauter hässliche Worte, die kein Mensch mehr hören will. Keine Frage: Jeder will, dass der Öffentliche Dienst weniger kostet, aber mehr leistet. Oft wissen auch die Haushälter nicht so genau, wie das gehen soll. Damit die Rechnung stimmt, streichen sie das Geld trotzdem – und nennen das Ganze „Effizienzrendite“.

Erweiterter Kollegialer Gedankenaustausch: In der Ära Fugmann-Heesing gerieten die Haushaltstreffen des Senats regelmäßig zum Medien-GAU. Das Wort „Sparklausur“ ist seither verbrannt. Jetzt nennt man es „Gedankenaustausch“ – und prompt ist das Klima viel entspannter.

Negatives Reinvermögen: Es ist ja nicht so, dass Berlin nichts besäße. Bei den Schulden zumindest braucht sich der Stadtstaat nicht zu verstecken – und die sind ja irgendwie auch Vermögen, wenn auch „negatives“.

Pauschale Minderausgabe: Das alte Problem – der Senat muss sparen, aber er weiß nicht wo. Wenn den Koalitionären auch nach nächtelangem Tauziehen nichts einfällt, wird das fehlende Geld flugs zur „pauschalen Minderausgabe“ deklariert – in der trügerischen Hoffnung, es würde schon irgendwie eingespart.

Vermögensaktivierung: „Verschleuderung von Tafelsilber“ ist kein schöner Begriff. „Aktivieren“ klingt immer gut, und „Vermögen“ hat auch jeder gerne. Auch wenn die Begriffsbildner übersehen, dass Beteiligungen in einer Unternehmensbilanz ohnehin schon auf der Aktivseite stehen – also schwerlich „aktiviert“ werden können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen