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Archiv-Artikel

hamburger szene Mein Türke

Vor kurzem diskutierten im Altonaer Rathaus Vertreter verschiedene MigrantInnen-Organisationen über das Thema „Zwangsehen“ und wurden sich irgendwie nicht richtig einig. Man müsse „weise Frauen“ befragen oder den Imam einschalten, sagte die Dame von der Schura, während eine Exil-Iranerin meinte, der Islam selbst sei „frauenverachtend“, sie habe das am eigenen Leib erfahren.

Die Integrationsdebatte ist ein schwieriges Terrain. Ich beispielsweise gehe mittags zu einem kleinen Laden, um Franzbrötchen zu holen und manchmal auch Zigaretten. Als ich gestern da war, klingelte das Handy, und ich rief hinein, ich sei gerade beim Türken, „du weißt schon, der an der Ecke bei meiner Redaktion“.

Der Laden wird von zwei jungen Männern betrieben, deren Eltern oder Großeltern vermutlich aus der Türkei kamen, dass hört man aber nicht, denn sie reden Hamburgisch. Ich blickte auf und sah, wie der, der mich bediente, gluckste, er konnte es gar nicht fassen. „So ist es recht“, prustete er, „du bist bei deinem integrierten Türken“, und dann schenkte er mir noch eine Mopo.

Ist es diskriminierend, zu sagen, man sei „beim Türken?“ Sollte es besser heißen, „ich bin bei dem Laden, der von den jungen Männern mit vermutlich türkischem Migrationshintergrund betrieben wird“? Oder sollte man zur Identifizierung auf nationale Kriterien ganz verzichten?

Es ist wirklich schwierig mit der Integration. DANIEL WIESE