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Archiv-Artikel

hamburger szene Kinderlachen auf Gleis 2

Von PS

Nein, wie reizend! Wie niedlich, das herzige Stimmchen! Glockenhell und morgenfroh tönt’s seit Ende März aus den Lautsprechern etwa der Linie U 3 – insbesondere dann, wenn man sich der Innenstadt nähert: „St. Pauli“, zwitschert’s da fröhlich über einen hinweg; von „Rödingsmarkt“ und „Alster Boat Trips“ (!) weiß der Stöpsel zu berichten, auf dass es einem die Tränen des Entzückens in die Augen treibe. Und fast hätte man sie darüber gar nicht erkannt, die eigene Aussteig-Station. Hatte man Vokabeln wie „Jungfernstieg“ bis dahin doch eher stoisch zur Kenntnis genommen, sich nie am Wohlklang des Wortes „Stephansplatz“ gelabt.

Wie anders ist es nun! Versonnen sitzt man da, des Lobes voll für unsere Hochbahn-AG, die Ende März gemeinsam mit mehreren Medienpartnern Schulklassen zum Ansage-Casting bat und in Klasse 6 a des Gymnasiums Osterbek fündig wurde. Rund 30 Stationen wurden so erfasst; vielleich werden es noch mehr.

Nun ist im Prinzip ja gegen derlei Aktionen nichts zu sagen, bürgen sie nicht den modrigen Beigeschmack demonstrativer Kinderfreundlichkeit. Das dürfte auch unserer Kultursenatorin gefallen, die nie müde wird, Kindern mittels Sponsorengeldern freien Eintritt zu ermöglichen, wenn es den Kulturinstitutionen schon sonst am Nötigsten fehlt.

Aber Schwamm drüber. Wenigstens sind die O-Töne schrill genug, um nicht nur das Genörgel des unleidlichen Mittfuffzigers dort drüben zu übertönen, sondern auch das Geschwätz der Sitznachbarin. Ist doch schon mal was. PS