hamburger szene : Jäger und Sammler
Früher war alles ganz einfach: In Jäger und Sammler teilte sich die Menschheit. Sesshaft oder nomadisch, das war die zentrale Frage. Heute ist das anders. Allerdings, eine grobe Typisierung bleibt: In Verwahrer und Wegwerfer teilt sich jetzt die Spezies Mensch – Erstere als scheue Sensibelchen, Letztere als nassforsche Draufgänger verschrien.
In einem Nebengelass des jüngst bezogenen taz-Redaktionsbüros kann man derzeit die eigene Toleranz ausloten. Seit vielen Jahren nämlich lagert dort, durch VorgängerInnen sorgsam gehortet, ein leicht verstaubtes Sammelsurium, das staunen macht: Sämtliche Bürgerschafts-Unterlagen längst vergangener Dekaden sind da zum Beispiel versammelt. Handbücher, gern auch in fünffacher Ausfertigung, zu verschiedensten Themen ergänzen die Schau.
Doch während dies noch als Arbeitsmaterial durchgehen könnte, erzeugt das possierliche Muschel-Gesteck doch leise Ratlosigkeit. Auch die dem Kollegen A. einst zugesandte Plastikpuppe samt Osterkörbchen verwundert gelinde. Und was soll man von dem einzelnen (!) Badelatschen samt Frottee-Bademantelgürtel halten? Gleich daneben dann ein echter Rettungsring. Das Thema „Bademeistertum und Schwimmen“ hat der Sammler hier wohl illustrieren wollen.
Kurzum: Ein kleines Universum findet, wer in die Tiefen längst vergessener Privat-Archive steigt; zunehmend bizarrer erscheinen einem die Ex-Kollegen, die derlei zusammentrugen. Doch wer ohne Makel ist, werfe den ersten Stein: Hat man auf dem häuslichen Speicher nicht unlängst sämtliche Schulaufsätze von 1972 gefunden? PS