hamburger szene : Die unerfreuliche Braut
Das Bahnfahren hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Radiohören, in der Regel hört man dort Hörspiele in Sachen Familie und Paarleben, seltener Sachkunde-Sendungen. Wenn man Pech hat, sind die Stücke an Ehe-Dramen wie „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ angelehnt, mit etwas Glück sind sie mehr auf der Erhardt‘schen Seite. Entkommen tut man ihnen in keinem Fall.
Das Stück, das auf der Fahrt von Hamburg-Altona in Richtung Göttingen gegeben wird, hat nur zwei Sprecher: Eine ältere Dame, Mutter oder Großmutter, und ein jugendlicher Held. Der Held ist ein gescheiterter, denn, so stellt sich durch das beharrliche Fragen der älteren Dame heraus, er hat bei einer Diskussionsrunde weitgehend geschwiegen. Die anderen, so sagt er, hätten ihn nicht zu Wort kommen lassen, wo ein Wort wohl gefragt gewesen sei, weil er dann für eine unklar bleibende Stelle in Frage gekommen wäre. Die Dame fragt weiter und weiter, sie scheint nicht einzusehen, dass so etwas vorkommen könnte. Sie klingt nicht so, als ob ihr dergleichen passieren würde. Der junge Mann wird verdrossen und wortkarg.
Bis die Rede plötzlich auf ein anderes Familienmitglied kommt: Ein Bräutigam, schon lange unter dem Pantoffel seiner Braut. Sie, so ist man sich einig, musste die unschöne Idee gehabt haben, dass Geld das einzig denkbare Geschenk zur Hochzeit sei. Der gescheiterte junge Mann belebt sich sehr, als er über die unerfreuliche Braut spricht. Die ältere Dame denkt laut darüber nach, ob sie nur wegen ihres Geldes eingeladen wurde. grä