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Archiv-Artikel

hamburg heute „Die Texte der Bibel sind Bilder“

Eine Podiumsdiskussion soll im Darwin-Jahr Theologie und Naturwissenschaft näher rücken

Von MAP

taz: Herr Herrmann, vertragen sich Religion und Evolutionsbiologie?

Jörg Hermann: Ich bin ein Verfechter der Evolutionstheorie. Als aufgeklärter evangelischer Theologe sage ich mir: Die Texte der Bibel, das sind Bilder, die darf man nicht wörtlich nehmen.

Was halten sie von dem Gedanken, religiöse Überzeugungen hätten biologische Wurzeln?

Ich bin mir da nicht so sicher.

Was erhofft sich die Theologie denn von der Naturwissenschaft?

Wir interessieren uns dafür, wie in der Naturwissenschaft Fragen gesehen werden, die wir als Theologen schon lange bearbeiten, etwa die Sinnfrage.

Und da gibt es Übereinstimmungen?

Ich glaube, wir sind uns einig, dass der Sinnhaushalt der Gesellschaft komplizierter geworden ist, dass die alten Antworten vielen nicht mehr plausibel sind. Wir brauchen aber Ziele, Werte, Zusammenhänge.

Wieso? Kann man nicht behaupten, wir bräuchten mehr Unsinn?

Das glaube ich nicht. Ich glaube die Menschen sind auf Sinn angewiesen. Wenn man den Unsinn vermehrt, vermehrt man zugleich das Chaos. Das Chaos kann manchmal vielleicht kreativ sein, aber – und da sind wir uns auch mit der Naturwissenschaft schnell einig: Dann steigt auch die Entropie, die Fragmentierung des Lebens und die Strukturen verfallen. Das kann ja nicht der Sinn sein. INTERVIEW: MAP

20 Uhr, Uni Hamburg, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1. Eintritt frei

JÖRG HERRMANN, 50, Pastor und Akademiechef