hamburg heute: Es ist Frühling

Knospen unterm Schnee: Heute endet der Winter. Sagen die Astronomen

Er nähert sich unaufhaltsam, und im Kalender steht er auch schon: der Frühlingsanfang, in diesem Jahr exakt auf heute datiert. Auch im wenig hitzeverwöhnten Hamburg könnte er einem wiedergeben, was man derzeit schmerzlich vermisst: das Urvertrauen in Natur und Gestirne, das auch Mondauf- und -untergangstabellen stetig schüren. Denn es tut einfach gut zu wissen, dass sich die Gestirne – und ja übrigens auch Ebbe und Flut – so brav nach unseren Berechnungen richten.

Anders besinnt man sich jedoch, wenn man sich der heiklen Frage nähert, ob der Frühling, bislang so schmählich ausgeblieben, denn wohl Maß gehalten habe in den vergangenen Jahren – oder ob er das ihm zugeschriebene Füllhorn mit den zarten Blüten vordem vielleicht so üppig ausgegossen, dass er für dieses Jahr keine mehr übrig habe.

Oder hat er sich gar in fernen Weltengegenden verausgabt und steht nun, in seine angestammte nordische Heimat zurückgekehrt, mit gänzlich leeren Händen da? Nicht auszudenken, was da alles auf ewig verloren gegangen sein könnte – womöglich nur, weil der Frühling irgendwelchen Weltuntergangspropheten glaubte und aufgewühlt, sinnlos, verzweifelt all seine Gaben verschleuderte.

Und nun? Stehen wir für die nächsten Jahrzehnte ohne da. Und halten statt zartgliedriger Knospen lediglich eine leere Vokabel in der Hand. PS