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Archiv-Artikel

hamburg heute Verräterische Gesten

Der Film „Images d’Orient“ wählt einen subtilen Weg der Kolonialismus-Kritik

Von PS

Wollten sie bloß anprangern, sie könnten es auf schlichtere Weise tun. Könnten pamphletartig den Kolonialismus denunzieren, der sich fortsetzt im modernen Massentourismus. Doch die FilmemacherInnen Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi haben für „Images d‘Orient – Tourisme vandale“ einen subtileren Weg gewählt: Mit Hilfe feinsinnig de- und rekonstruierter Szenenfolgen suchen sie aufzuspüren, was der Westeuropäer oft übersieht: jene nie wirklich geschwundene kolonialistische Attitüde wohlhabender Reisender gegenüber den Einheimischen.

Im Indien der 1920er-Jahre entstandene Filme haben die beiden zur Grundlage ihrer 2001 entstandenen, dialogfreien Komposition gemacht. Die Methode ist so akribisch wie schlicht: Geste für Geste haben sie ins Visier genommen, haben touristisches Ess-Gebahren den Handgriffen hart arbeitender Inder gegenüber gestellt, gern auch in Wiederholung. Und vielleicht ist es das serielle Prinzip, das – hart auf dem Grat zur Suggestion balancierend – die Kluft zwischen beiden Gruppen überaus plastisch macht.

Die Farbgebung tut ein Übriges: Heimelig gelb die Aufnahmen der Touristen, als blättere man in eimem Bilderalbum der guten alten Zeit; farbenfroh-exotisch wirken die Einheimischen, als sei deren Mühsal bestenfalls ein Stoff für die Erzählungen aus 1001 Nacht. PS

19.15 Uhr im Metropolis