hamburg heute : „Die Hölle, das sind die anderen!“
Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ als Gastspiel im Sprechwerk
„Es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen“, schrieb Sartre über „Huis-clos“. In jener Abhängigkeit befinden sich auch die elegante Estelle, die lesbische Ines und der Journalist Garcin, die sich in der Inszenierung des Hamburger Tourneetheaters in einer modernen Wellness-Landschaft begegnen. Ihr ständiges Mit- und Gegeneinander, ihr Wunsch nach Zuneigung und die davon nicht zu trennenden psychischen Verletzungen machen ihnen ihr Dasein zur Hölle. Und nicht zuletzt die sinnlos erscheinenden Fitness-Geräte auf der Bühne lassen die Drei begreifen, dass sie eben dort gelandet sind.
„Der Mensch ist nichts als seine Taten.“ So erklärte Sartre den Konflikt, der dem Einakter zugrunde liegt. Der Mensch, der ohne den Anderen in einer selbstgenügsamen Welt lebt, verliert deren Friedfertigkeit, sobald er sich anderen öffnen muss – er demaskiert sich selbst. Das Stück zeigt aber nicht nur die Abgründe menschlichen Handelns, sondern auch deren Absurditäten. Die unterlegt das Tourneetheater, anders als frühere, eher karge Inszenierungen, mit Tango und Musik. BOC
Sa, 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23