piwik no script img

Archiv-Artikel

gute vorsätze fürs nächste jahr: der neue name von ALBERT HEFELE

Jedes Jahr, wenn sich das Jahr zur Neige neigt, kommen mir diese Gedanken. Mit dem Alter immer öfter. Diese Gedanken, die da sprechen: „Jetzt hast du noch Zeit, dein Leben in andere Bahnen zu lenken. Nimm Abschied von allem, was dich stört. Gedenke, dass du sterblich bist.“

Jedes Jahr, wenn es sich neigt, das Jahr, wie gesagt. Dann denke ich an die Dinge, die ich an mir gar nicht leiden kann. Erstens, dass ich immer so blass bin, und zweitens meinen Vornamen. Der eine oder andere wird es schon wissen: Ich heiße Albert. Nun ja. Was ist dagegen zu sagen? Abgesehen von bei Namensnennung abschätzig verbogenen Mündern und Wortspielen wie „Albernt“? Es sind die Assoziationen. Alberts sind todlangweilig, so wie Manfreds. Eigentlich noch schlimmer. Wer nennt sein Kind schon Albert?

Manchmal gibt es eine Erbverwandtschaft, die Albert heißt, und die Namensgeber versprechen sich für das Kind später erbtechnisches Schmerzensgeld. Aber eigentlich geht es wohl immer darum, der Leibesfrucht falsch verstandene katholische Klasse zu verleihen.

Alberts sind, so sie dem Klerus angehören, mindestens Bischöfe oder Kardinäle. Im Allgemeinleben aber gehören sie in die Kategorie der Meinrads. Und das sind für gewöhnlich vertrocknete Erdkundelehrer, die ihren Kindern wiederum Namen von Passatwinden geben und das auch noch poetisch finden. So bin ich nicht, und deswegen will ich nicht so heißen.

Mein Name sollte mich widerspiegeln. Locker, tolerant bis zur Selbstaufgabe und den schönen Dingen des Lebens offen gegenüber tretend. So heißt es, sei ich. Da können sie jeden beziehungsweise jede fragen. Deshalb werde ich mich umbenennen. Das ist mein fester Vorsatz fürs neue Jahr. Ich werde mir den Namen geben, der mir zusteht.

Lange ging ich mit „Fritjof“ schwanger. Mir gefiel diese nordische Heiterkeit in „Fritjof“. Meine Freundin guckte aber gleich skeptisch. „Fritjof“ träfe es nicht ganz, meinte sie. Das sei zu nordisch und zu heiter. Es würde meiner Schwerblütigkeit nicht gerecht. Wir verharrten nur kurz bei „Alphonse“, der zwar schwerblütig war, aber mich wieder stark an Albert erinnerte. Über „Humphrey“ kamen wir dann zu „Fjodor“, und da hatten wir dann beide das Gefühl: Jetzt sind wir ganz nahe dran.

Und dann kam dieser Traum. Eine wunderschöne Frau, die nichts anhatte außer einer großen weißen Pelzmütze, winkte mir aus einem pompösen Iglu zu und flötete: „Komm nur, mein lieber Sergej!“ Sergej, damit war ich gemeint, und damit war klar, wie mein Name zu sein hatte. Die Freundin war im Prinzip einverstanden, nur die nackte Frau mit der Pelzmütze im Iglu machte ihr zu schaffen, aber das sind Albernheiten. Jedenfalls steht mein Entschluss fest. Ab dem neuen Jahr heiße ich unumstößlich Sergej – und alle haben mich so zu nennen. Basta.

Apropos Basta beziehungsweise Pasta beziehungsweise Paste. Um noch auf mein anderes Problem zurückzukommen. Das mit der Blässe. Ich habe es mit Selbstbräuner versucht. Aber es ging schief. Ich sah aus wie ein Streifenhörnchen und konnte drei Tage das Haus nicht verlassen. Diese Problem muss also noch warten. Bis zur nächsten Jahreswende.