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grüner parteitagOhrfeige für Roth und Kuhn

Wenn man sich derartig blöd verhält wie die Führungsspitze der Grünen, dann sollte man sich über eine Ohrfeige nicht wundern. Weder Fritz Kuhn noch Claudia Roth haben sich in der Diskussion über ihre berufliche Zukunft als Parteivorsitzende auch nur zu Wort gemeldet, geschweige denn gekämpft. Selbst nach der Abstimmungsniederlage hörten die Delegierten von ihnen kein Wort. Der Bundesgeschäftsführer teilte mit, die Tagesordnung sei abgearbeitet, und er wünschte eine gute Heimreise. Die Parteivorsitzenden auf Abruf stiegen vom Podium herab, um den wartenden Kamerateams ihre Sicht der Dinge zu erläutern. Falls sich ihre Parteifreunde dafür interessierten, könnten sie ja abends die „Tagesschau“ gucken.

Kommentarvon BETTINA GAUS

So deutlich hat bislang allenfalls Helmut Kohl der eigenen Basis seine Missachtung gezeigt, und sogar der musste die Erfahrung machen, dass es auch dem geduldigsten Parteitag zu bunt werden kann. Ist die Arroganz der Macht allzu groß, dann stößt sie auf Widerstand. 1995 lehnte die CDU eine Frauenquote für Parteiämter ab, obwohl der Kanzler die Angelegenheit zur Chefsache gemacht hatte.

Fritz Kuhn und Helmut Kohl haben äußerlich wenig miteinander gemein – und dennoch glichen sich die beiden auf seltsame Weise in der ungläubigen Erstarrung, mit der sie die Entscheidung der unbotmäßigen Delegierten zur Kenntnis nahmen. Immerhin: Die CDU parierte ein Jahr später, und auch bei den Grünen werden sich nun Strategen mit Überlegungen befassen, wie den Vorsitzenden durch einen neuen Kompromiss doch die Wiederwahl ermöglicht werden könnte.

Die Führungskrise der Grünen zeugt also keineswegs von der Unberechenbarkeit der Basis. Im Gegenteil. Ebenso wie bei anderen Parteien zeigen Delegierte angestauten Unmut nun am ehesten dort, wo er die geringsten Konsequenzen nach sich zieht: bei der Beschäftigung mit der Partei, also mit sich selbst. Die kalte Entmachtung von Claudia Roth und Fritz Kuhn mag von Joschka Fischer und anderen bedauert werden. Beim Regieren stört sie nicht.

Das nämlich ist die Crux der parteiinternen grünen Rebellen: Kurzfristig haben sie eine nette Schlagzeile, langfristig droht ihnen ein schwacher Vorstand. Was die Überzeugungstäter nicht zu kümmern braucht, aber denen nicht nutzt, die auf diese Weise lediglich ihren berechtigten Ärger über einen schlecht verhandelten Koalitionsvertrag zum Ausdruck bringen wollten.

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