: georgischer blues
Als blühendste Republik in der Sowjetunion wurde Georgien wegen seiner Kurorte, Weine und Küche geschätzt. Diverse Käsesorten, sonstige Milchprodukte, Blattsalate und mediterrane Kräuter ergänzen aufs Harmonischste die Fleischgerichte. Die Basis für Saucen bilden Nüsse und Granatapfelkerne.
Doch nach zwei Bürgerkriegen in den Neunzigerjahren können sich die meisten Georgier heute werktags höchstens Fladenbrot mit Käse leisten. Nach der Unabhängigkeit 1990 gebärdete sich die Titularnation im kleinen Paradies unter Diktator Gamsachurdia gegenüber den ethnischen Minderheiten des Landes (bei insgesamt fünf Millionen Bürgern) wie die Herrin in einem großen Imperium. Mit den Abchasen am Schwarzen Meer und den Südosseten an der russischen Grenze kam es zu grausamen Bürgerkriegen.
Lewan Berdsenischwili, ehemaliger Fernsehmoderator und Direktor der Tbilissier Nationalbibliothek, erblickt eine Ursache für die damalige Hybris der Georgier in provinzieller Einfalt. Die von ihm geführte Bibliothek bildet ein Tor zur Außenwelt. Unter ihrem Dach finden zwei moderne Bibliotheken Platz, eine deutsche und eine französische (finanziert von der französischen Botschaft und dem Goethe-Institut). Eng arbeitet Berdsenschwili auch mit der grünen-nahen Heinrich-Böll Stiftung zusammen, die kürzlich in Tbilissi ein Südkaukasus-Büro eröffnete.