: geläufig Ein soziales Tier
„Die faschistische Ideologie entstand aus jener politischen Tradition, die das Individuum aus der Gemeinschaft ableitet. Die verschiedenen Strömungen, die im Faschismus zusammenflossen – Nationalismus, revolutionärer Syndikalismus, Antiparlamentarismus und Antiliberalismus jeglicher Färbung –, teilten die Ansicht, der Mensch sei ein soziales Tier. Sogar die Nationalisten der letzten Jahre des 19. Jahrhunderts sahen im einzelnen Menschen nicht mehr als das Werkzeug von Kräften, die durch die Gemeinschaft erzeugt werden.“ Mit diesen Worten beschreibt der israelische Historiker Zeev Sternhell das Verhältnis vom Einzelnen zur Gesellschaft in der Ideologie des Faschismus. Nun glauben viele, dass der Faschismus nach Hitler erledigt sei, doch Sternhell und einige seiner Kollegen konnten nachweisen, dass der Nazismus sich vom Faschismus wesentlich unterscheidet und der Faschismus nicht nur eine historische, sondern auch eine noch immer aktive Bewegung ist. Gerade die Rechte in Osteuropa aktiviert den Glauben an das „soziale Tier“ wieder und kann damit leider auf etwas zurückgreifen, das der verkommene Staatskommunismus stets selbst als Tugend anpries: Korpsgeist, Ordnungsdrang, Nationalstolz und Untertanengemüt. Menschen, die dergleichen pflegen, sind für Faschisten leichte Beute. Doch kaum jemand kümmerte sich darum, als die intellektuellen Netzwerke der Rechten begannen, ihre Fühler in die exkommunistischen Staaten auszustrecken. Marek Jakubowski berichtet heute über „Polen und der rechte Vormarsch“.
Bunte Kuh, 19.30 Uhr