fußpflege unter der grasnarbe : Von Bullen und Bären
Sind junge Fußballer alle Rindviecher? Joachim Philipkowski, U 19-Trainer bei Werder Bremen, bezeichnete gegnerische Spieler einmal als „hochgezüchtete Bullen“. Andreas Bergmann, U 23-Coach von St. Pauli, nennt seine Kicker gerne „Ochsen“. Die Trias Ackerbau, Viehzucht, Talentförderung scheint weit verbreitet.
Tobias Schade versieht seine Kicker nicht mit Tiernamen. Ein Joch haben sie aber doch zu tragen. Am Samstag hat der Spielplan seinen Schützlingen eine Rolle als Opferlamm zugedacht. Der Hamburger Stadtteilclub Barmbek-Uhlenhorst trat im A-Jugend-DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln an, der sich im Jugendbereich tatsächlich deutscher Spitzenclub nennen darf. „Da hat jeder Spieler 2.000 Trainingseinheiten mehr absolviert“, rechnet der Sportwissenschaftler Schade vor. Seit diesem Sommer ist Schade Nachwuchskoordinator beim Barmbeker Traditionsverein und bestrebt, das Prinzip Raumdeckung in allen Jahrgängen durchzusetzen.
Für Schade wohl ein leichteres Unterfangen, als gegen Köln im Pokal nicht zweistellig zu verlieren. „Ich habe mich beim Kölner Jugendleiter schon entschuldigt, dass sie wegen uns extra hier rauffahren müssen“, stapelt Schade tief. Mit dem eigenen Bus sind die Junior-Geißböcke am Vortag sechs Stunden unterwegs, um vor der Pflichterfüllung noch im Queens Hotel die schöne Aussicht auf die City Nord zu genießen.
Für die 250 Zuschauer ist es die erste Gelegenheit seit 1972, BU im Pokal gegen einen Erstligisten zu sehen. Damals gewannen die Münchener Bayern 4:1 am Rothenbaum. Dieses Mal findet das Match auf dem Barmbeker Rupprechtplatz statt, also „mitten inne Stadt“, wie der „Barmbeker Pöbel“ sich auszudrücken pflegt. Einer aus der lautstarken Gruppe von etwa 20 Fans erfindet einen neuen Schlachtruf: „Come on, you Jungs, BU!“ Natürlich sind die Barmbeker gegen den Dritten der Bundesliga West chancenlos. Nach fünf Minuten fällt das erste Tor, schnell steht es 0:3. Doch dann legt Köln einen Gang zurück, BU findet ins Spiel, schießt beinahe sogar ein Tor. 50 Minuten lang bleibt es beim 0:3, ehe in der Schlussphase doch noch zwei Kölner Treffer fallen. 0:5, ein äußerst achtbares Resultat.
Detlev Grandt, der Fan-Beauftragte der in Gelb und Blau spielenden Barmbeker, führt derweil „Bubu“ durch die Reihen – eine Sammelbüchse in Bärenform, deren Hinterkopf bei diversen Aktionen schon einige Schäden davongetragen hat. Schließlich sind über 50 Euro zusammengekommen. Die Kölner fahren nach dem Spiel gleich nach Hause, zum Abschied wird ihnen von den BU-Fans noch der Heidi-Kabel-Klassiker „In Hamburg sagt man tschüs“ mit auf den Weg gegeben. Schade, dass die Elb-Chanteuse noch nie über Jugendfußball gesungen hat. Man wäre doch sehr gespannt, wie Heidi Kabel Nachwuchskicker nennen würde.