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Archiv-Artikel

fußpflege unter der grasnarbe Stürmer sterben früher

Mein Freund Jan war zu Besuch. Rauchen und Sport geht nicht, hat Jan früher schon immer gesagt. Und da er rauche, könne er nicht auch noch Sport treiben, sagt er heute noch. Es störe ihn nicht, ohne Sport zu leben, versicherte er mir.

Ebenso wenig wie ihn die Sprüche auf den Zigarettenpäckchen stören. „Rauchen macht impotent.“ Jan wird in vier Wochen Vater. „Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.“ Jan geht zum Qualmen schon immer vor die Tür. „Rauch enthält Formaldehyd und Blausäure.“

Wenn er mal nicht weiß, was er von etwas halten soll, sagt er Sätze wie: „Siehst Du die Gräber am Wegesrand, das waren die Raucher von Stuyvesant.“ Jan raucht Stuyvesant. Dass die EG-Gesundheitsminister neben den Sprüchen bald auch bunte Bildchen von sterbenden Krebspatienten, abgefaulten Gliedmaßen und zerfressenden Lungen sehen wollen, sei erst der Anfang, glaubt er. Da werde noch viel mehr kommen. Und nicht nur bei Zigaretten.

Gemeinsam stellten wir uns vor, wie es wäre, wenn die Hersteller von Schraubstollen für Fußballschuhe ihre Kunden vor möglichen Folgen warnen müssten. „Stollen machen O-Beine“. „Stollen verursachen Schnittverletzungen“. Dazu ein Bild von Ewald Lienens frisch aufgeschlitztem Oberschenkel und dem freigelegten Muskelweiß. Auf der Rückseite: „Je länger die Stolle, desto tiefer die Wunde“ oder „18 Millimeter - Stürmer sterben früher“. Ballpumpen würden künftig mit dem Bild von Horst Hrubesch, Ex-Kopfballer des HSV, und dem Hinweis „Kopfball mit zu harten Bällen macht blöd“ angeboten. Auf Eintrittskarten stünden Sätze wie „Fußball kann todlangweilig sein“, „Fußball verursacht Eheprobleme“ und „Der Besuch eines St. Pauli-Spiels kann irrationales Verhalten hervorrufen, etwa dass Sie den ganzen Abend den Namen Bounoua rufen“. Und angesichts eines offenen Schienbeinbruchs und dem Spruch „Grätschen kann tödlich sein“ würden sich viele überlegen, ob sie überhaupt weiter Fußball spielen.

Wir überlegten, was wäre, wenn der Finanzminister eine drastische Steuer auf Schraubstollen einführen würde. Vier Euro pro Stolle. Niemand würde mehr Stollen kaufen. Auf tiefen Böden würden die Kicker hoffnungslos umherschliddern. Der Fußball würde sich grundlegend ändern und zumeist im Liegen gespielt. Bald gäbe es eine Zweiklassengesellschaft. Die, die mit und die, die ohne Stollen. Ihr da oben und wir da unten. Vereine, die sich die teuren Standhilfen leisten könnten, wären in der Stollen-Bundesliga, die anderen in der Ohne-Stollen-Bundesliga. Die Stollenkontrolle des Schiedsrichters bekäme einen Sinn. Und niemand soll sagen, dass das alles Quatsch ist. Schraubstollen waren der Grund für das 54er Wunder von Bern.

Wir, die Deutschen, hatten welche. Die Ungarn hatten keine. Heute sind wir immer noch wer - die Deutschen halt. Ohne Stollen undenkbar.