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friedenstruppeGeglaubt wird, was beruhigt

Echte Feigenblätter lassen sich kostenlos vom Baum pflücken. Symbolische Feigenblätter können hingegen teuer kommen – so zum Beispiel der geplante Einsatz so genannter Friedenstruppen in Afghanistan. Wie auch alle gestrigen Hinweise bestätigen, sollen ausländische Militärs offenbar vor allem mit Gebäudeschutz in Kabul beschäftigt werden. Wäre es nicht billiger und sinnvoller, eine private Sicherheitsfirma übernähme diese Aufgabe und schickte die Rechnung an die UNO? Die Staatengemeinschaft könnte damit ihren guten Willen ebenso überzeugend oder wenig überzeugend nachweisen wie mit der Entsendung von Soldaten, die zum Friedensprozess nichts beitragen.

Kommentarvon BETTINA GAUS

Wenn die Vereinten Nationen ausschließlich mit der umstrittenen Übergangsregierung zusammenarbeiten, verlieren sie jede Glaubwürdigkeit als neutrale Mittler. Auch deshalb lassen Umfang und Dauer des vorgesehenen Einsatzes von UN-Soldaten zweifelsfrei erkennen, dass nachhaltige Hilfe für Afghanistan nicht geplant ist. Im Unterschied zur Bundesregierung ist Washington allerdings nicht vorzuwerfen, jemals etwas anderes behauptet zu haben. Vielmehr hat die US-Regierung stets erklärt, es gehe ihr ausschließlich um die Bekämpfung terroristischer Netzwerke. Darüber hinaus betont sie regelmäßig, dass der Krieg nicht vorbei sei und auch auf andere Länder ausgedehnt werden könne.

Leider scheint niemand zuzuhören. Unbeirrt wird in der Bundesrepublik so getan, als sei der Afghanistankrieg auch für die Befriedung und die Demokratisierung des Landes geführt worden. Und natürlich für die Rechte der Frauen. Aktuelle Fernsehbilder zeigen zwar, dass deren tiefe Verschleierung nach wie vor weit verbreitet ist, aber vermutlich wird das demnächst jemand zum freiwilligen Modetrend erklären. Manche Leute dürften das sogar glauben.

Es wird ja alles geglaubt, was beruhigt. Auch die Behauptung, dass die USA eingesehen hätten, sie seien auf die Hilfe ihrer Verbündeten angewiesen. Von der gescheiterten Biowaffenkonferenz über die einseitige Aufkündigung des ABM-Vertrages bis zu jüngsten Andeutungen hinsichtlich eines militärischen US-Alleingangs in Somalia sprechen alle Indizien gegen diese gefällige Interpretation einer Politik, die in steigendem Maße auf Militär und immer weniger auf Diplomatie setzt. Wer will das wissen? Je deutlicher es wird, dass die USA eine hegemoniale Politik verfolgen, desto mehr ihrer Kritiker verstummen.

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