festgemacht: Ein Männerspielzeug
Haben die sich Mühe gegeben! Ehrfürchtig kann man werden, wenn man liest, was die Stiftung Hamburg Maritim – gegründet auf Initiative einiger Handelskammer-Herren – unternahm, um die „Peking“ zurückzuholen. Die waren recht erschüttert, weil ewig keiner Geld geben wollte für den in New York liegenden Haufen Schrott von 1911.
Aber irgendwann kam, wie so oft in Hamburg, der damalige Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD)ins Spiel. Mit seinem Kumpel Rüdiger Kruse (CDU) hatte er schon oft beim Bund Geld locker gemacht. Diesmal wurden es 120 Millionen Euro für ein Deutsches Hafenmuseum, davon 26 für die Restaurierung der „Peking“.
Inzwischen sind es 38 Millionen – und der Bund zahlt nur dies, nicht aber die laufenden Betriebskosten. Die übernimmt, in guter Elbphilharmonie-Tradition, der Senat. Das war es ihm wert, auch als Appetizer fürs Hafenmuseum. Und woran soll man das schließlich erkennen, ohne großes Schiff davor?
Wie sollte man, andererseits, des Geld-Eintreibers Kahrs gedenken, hätte er nicht an Bord der „Peking“ gestanden, die vorigen Dienstag im Hamburger Hafen einlief? Man wähnte ihn ja schon ganz untergetaucht nach all den Rückzügen aus der Politik. Aber nein, Kahrs ist so heil wie die „Peking“, und bestimmt auch so weitgereist. Schließlich hat die Viermastbark 34 Mal Kap Hoorn umrundet im Zuge des Salpeterhandels mit Chile.
Der habe Chile reich gemacht, heißt es. Nun ja, vor allem hat er britische und deutsche Kaufleute wie den Hamburger Henry Brarens Sloman reich gemacht. Sein Chilehaus ist bis heute Insignium eines Reichtums, der auf so unsäglichen Arbeitsbedingungen in den Minen basierte, dass es mehrfach Aufstände der Arbeiter gab.
Im aktuellen „Peking“-Heimholungs-Jubel möchte sich aber niemand damit belasten. Auch nicht mit der Frage, was man mit den 26 beziehungsweise 38 Millionen anderes hätte tun können. Denn das war ja quasi alternativlos: Hätte man etwa Stipendien für die freie Kunstszene erhöhen sollen? Ja, sicher, Künstler:innen sind der kreative Humus. Aber so viel Geld in eine unübersichtlich experimentelle Szene geben? Nein. Dann lotst Hamburg Marketing die Touristen lieber knapp und kompakt ab 2021 zur „Peking“-Besichtigung. Das ist auch den Herren von der Stiftung Maritim lieber. Und für die tun wir das doch alles. Petra Schellen
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