piwik no script img

Archiv-Artikel

ex libris Bücherspender gesucht

Einige Gestalten in Mönchskutten fertigen handschriftliche Kopien von Büchern: Besucher der Lehrbuchsammlung an der FU Berlin konnten sich am 13. Januar wie im „Name der Rose“ fühlen. Unter dem Motto „Zustände wie im Mittelalter – Studenten müssen ihre Lehrbücher von Hand vervielfältigen“ machten Studierende der „Naturwissenschaftlichen Liste“ auf die Bibliothekenmisere aufmerksam. In Mathematik hat sich der Etat in den letzten Jahren fast halbiert, für den Fachbereich Physiologie ist die Zahl der Neuanschaffungen von 234 Büchern im Jahr 1993 auf 55 im Jahre 2001 gesunken.

Schrumpfende Etats und steigende Bücherpreise sind ein uni- und fächerübergreifendes Problem. Der Verein Wissen Schaffen widmet sich dieser Aufgabe: „Wir möchten den Kontakt der Hochschulen zu ihren Ehemaligen reanimieren“, sagt Jörg Foitzik, der das Projekt initiiert hat. „Wieso fließen so gut wie keine privaten Mittel an die Uni?“, überlegten Foitzik und ein Freund nach Beendigung des Studiums. Die Absolventen der Universität Hamburg organisierten daraufhin eine Spendensammlung, um die Neubestuhlung des Audimax zu finanzieren. 1.664 Stühle waren ihnen nicht genug und Sitzmöbel auch nicht das, was die Uni am dringendsten brauchte. Also starteten Jörg Foitzik und Tom Neunkirchen „Ex Libris“. Siegfried Lenz spendete 200.00 Mark aus seinem Goethe-Preis und „relativ flugs kamen 1,5 Millionen Mark zusammen“.

Nach diesem Auftakterfolg wurden der Verein und die Agentur „UniConcepts Foitzik & Neukirchen“ gegründet, um das Projekt Hochschul-Fundraising professionell aufzuziehen. Seit dem Start 2001 hat „Ex Libris“ 250.000 Euro gesammelt, dazu kommen Sachspenden und Sponsoringleistungen, wie Freianzeigen und Kinospots, in mindestens gleicher Höhe. Als Dank an die Spender wird ihr Name in einem der Bücher verewigt und so an die alte Tradition angeknüpft, Bücher mit den Worten „Ex Libris“ zu kennzeichnen.

Doch trotz solcher Anreize „ist die Spendeneinsammelei in Deutschland ein sehr mühsames Geschäft“, so Foitzik. Bei der letzten Ausschüttung im Februar wurden 30.000 Euro an siebzig Hochschulen verteilt.

„Von einer echten Problemlinderung sind wir natürlich noch weit entfernt, doch dafür sind Reformen insgesamt nötig.“ Daher versucht der Verein neben dem Spendensammeln auch, Reformbemühungen voranzutreiben.

OLIVER VOSS