eurobargeld: Lasst den Euro rollen!
Der Countdown läuft. Übermorgen Nacht wird der Euro eingeführt, meinen viele. Das stimmt nicht, der Euro ist faktisch seit drei Jahren da. Die D-Mark war nur noch eine Verrechnungseinheit der europäischen Gemeinschaftswährung, und jetzt gibt es erst recht keinen Grund mehr, dem Symbol deutschen Nachkriegsstolzes nachzuweinen. Eingeführt wird lediglich der Euro als Bargeld – neue Münzen und vor allem Scheine, die viele noch nie in der Hand gehalten haben. Das ist spannend, aufregend – fast ein wenig wie Urlaub. Angst aber braucht niemand vor dem Start ins neue Jahr zu haben.
Kommentarvon RICHARD ROTHER
Zwar wird die Bargeldeinführung des Euro einigen Stress, Hektik und längere Wartezeiten verursachen. Die einen wollen mit Euro bezahlen, die anderen mit D-Mark. Mittendrin Verkäufer, Kellner und Türsteher, die mit dem seit drei Jahren feststehenden Umrechnungskurs (1 Euro = 1,95583 Mark) noch nicht klarkommen. Und Leute, die alles nachrechnen müssen, weil sie jedem und allem misstrauen – vor allem dem Euro, den sie ablehnen.
Wer sich aber ein wenig vorbereitet, wird ohne große Probleme ins neue Jahr starten. Dazu gehört, sich vorher mit genügend D-Mark einzudecken, weil in der Silvesternacht viele Bankautomaten wegen der Umstellung abgeschaltet werden. Bis Ende Februar kann man die Märker noch problemlos ausgeben. Ein paar Euros und die EC-Karte in der Tasche können ebenfalls nicht schaden – man ist für jede Gelegenheit gut gerüstet, kann sogar jemandem in der Schlange mit ein paar Cents aushelfen.
Der Rest ist Gewöhnungssache. Wie lange brauchen wir, um 2,50 Euro für ein Bier oder einen Döner, 14,99 Euro für ein T-Shirt oder eine CD spontan als teuer oder billig zu empfinden? Rechnen hilft, macht aber auf Dauer keinen Spaß. Darum geht es aber auch – vor allem an Silvester. Deshalb gilt erst einmal: Lasst den Euro rollen!
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