eulennest : Feinde im Bett
Bettwanzen sind seit Millionen Jahren auf Schritt und Tritt unsere BegleiterInnen, manchmal sogar im Schritt. Während sich die Bettwanzen intensiv um uns kümmerten, ignorieren wir sie, außer in eben erwähntem Schritt. Mit Ausnahme einiger lächerlicher Immunreaktionen haben wir nichts für sie übrig. Die nur 5 mm Kleinen sitzen hinter Bilderrahmen, oder dort, wo man sie auf Grund ihres Namens vermuten sollte. Und schauen uns beim Sex zu. Schlagen wir mit gleicher Waffe zurück – werden wir die Voyeure.
Der Penis wird von den Bettwanzen trotz des Vorhandenseins einer Vagina in die Bauchseite des Weibchens gerammt. Obwohl wir sie schon des Öfteren um Auskunft baten, wissen wir immer noch nicht, warum die Weibchen nicht einfach weglaufen, das muss doch weh tun. Wie sehr, das wissen wir seit einem Jahr: Weibchen, die ständig von Männchen belästigt wurden, starben nach 110, die weitgehend unbelästigten erst nach 150 Tagen – politically incorrect vermenschlicht, würden so die meisten Vielpaarerinnen nicht einmal das Rentenalter erreichen.
Offenbar das Einzige, was Bettwanzenweibchen bisher dagegen erfunden haben, ist eine kleine trichterförmige Öffnung an der Stelle, wo der Penis normalerweise angesetzt wird, und somit das Weibchen nicht irgendwo verletzt. Unterhalb dieser Stelle befindet sich eine Art Schwamm, in dessem Inneren das Sperma zunächst gesammelt wird. Dort hält das Weibchen Zellen bereit, die die Spermien anzuknabbern scheinen.
Nach fünf Paarungen ist der Vorrat des Wanzenmännchens aufgebraucht, sparsamer Umgang mit dem kostbaren Nass ist angesagt. Wenn es merkt, dass sich seine Auserwählte zuvor schon gepaart hatte, gibt es nur ein Drittel so viel Sperma wie sonst. Dieser ausgeklügelte Geiz ist atemberaubend! Noch mehr aber, wie er dem Weibchen auf die Schliche kommt: Er schmeckt mit kleinen Borsten an seiner Penislanze, ob der Schwamm kurz vor ihm gefüllt wurde. Was nicht heißen soll, dass jetzt eine Lanze für etwaiges Zartgefühl oder den guten Geschmack des Wanzenmannes gebrochen werden soll. Er merkt nicht einmal, ob er selbst oder ein anderer der Füller war.
Diesem Treiben Abhilfe zu schaffen, gelingt nicht mit flächendeckenden Bombardements oder gelegentlichem Kratzen im Schritt, hier muss wissenschaftliche Weisheit walten. Die Paarungen finden vorwiegend im Dunkeln und innerhalb von zwei Tagen nach einer Blutmahlzeit statt. Meine Damen und Herren, verweigern Sie sich. Verweigern Sie diesen Bestien die Blutmahlzeit, auch den weiblichen!, und schon kommt es nicht mehr zu diesen Exzessen. Klappen Sie die Matratzen auch beim Schlafen hoch, und lassen Sie das Licht beim Sex an. Die Gardinen dürfen Sie zumachen.
KLAUS REINHARDT
Der Autor ist Evolutionsbiologe an der Uni Sheffield, Großbritannien