es bleibt ja kompliziert #13: Mit AA-Batterien auf 120 km/h
Es waren vier AA-Batterien, die über das Weitermachen entschieden – und zwischen Kinderquengeln und großartigen Orchesterarrangements. Diese Batterien konnte man seit 1989 in den Nintendo Game Boy stecken.
Die Videospielkonsole war technisch nicht besonders gut, die Grafik der Konkurrenz war besser, hatte mehr Speicher. Aber gerade, weil der Game Boy so beschränkt war, konnten die vier Batterien einen mit acht Jahren wesentlich länger den 75. Geburtstag einer Tante oder die Autofahrt von Hamburg nach Österreich durchhalten lassen.
Wegen der Game-Boy-Beschränkungen mussten auch die Programmierer:innen kreativ werden. Denn damit Kinder dabeibleiben, braucht es Welten, die begeistern, auch akustisch.
Mit 8bit-Musik ist das gar nicht so einfach. Heute hört man in Videospielen komplette Orchester, damals konnte man ein paar Töne, Knacken und Rauschen fabrizieren.
Und doch hatten die Entwickler von Spielen wie Tetris, Zelda oder Pokémon es geschafft, einen Soundtrack zu kreieren, der uns in die virtuellen Welten zieht – ob man nun Blöcke stapelt, auf hoher See schwimmt, oder in einem dunklen Dungeon Monster bekämpft.
Nun sind aus den Videospieler:innen von damals zum Glück auch Komponist:innen geworden. Weil Leute wie Braxton Burks als Kinder genügend AA-Batterien hatten, konnten sie ihre Leidenschaft und die Musik von damals in neue Formen gießen.
Heutzutage spielen ganze – echte! – Orchester die Musik unserer Kindheit. Deswegen kann ich heute mit meinem Fahrrad durch den Park flitzen, mit der „neuen“ Kampfmusik aus den alten Pokémon-Spielen auf den Ohren. Dann klopft das Herz und es fühlt sich an wie 120 km/h!
Julian von Bülow
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