erfolg von „pro reli“ : Es braucht eine Gegenkampagne
Der Erfolg der Initiative „Pro Reli“ ist groß. Eine gute Nachricht für die Stadt ist er nicht. Der Plan, Kindern und Jugendlichen in der staatlichen Schule in getrennten Gruppen konfessionsgebundenen Religionsunterricht anzubieten, entspricht der gleichen politischen Linie wie die Schließung von Radio Multikulti oder die absurde Idee der Bundesbeauftragten für Integration, die Botschafter ihrer einstigen Herkunftsländer sollten die Probleme von Einwandererkindern in unseren Schulen lösen. Nicht zusammenbringen, sondern trennen, nicht integrieren, sondern selektieren, so heißt das Programm.
KOMMENTAR VON ALKE WIERTH
Dabei ist der Erfolg der Kampagne „Pro Reli“ auch noch fragwürdig. Nicht wenige, die das Begehren unterzeichneten, waren schlecht, wenn nicht falsch informiert: Sie wussten vielleicht, wofür sie unterschrieben, aber nicht, wogegen. Das liegt nicht nur daran, dass sich die Werber für „Pro Reli“ nicht immer so redlich verhielten, wie die Kampagne daherkam.
Es liegt auch daran, dass ein Volksbegehren keine Gegenkampagne erfordert. Ein Initiative „Pro Ethik“ existiert zwar, sie hielt sich aber bislang sehr zurück. Nicht zuletzt mangels Geld für eine eigene Kampagne – umso trauriger, dass nun nach dem „Pro Reli“-Erfolg die Gegner immer noch glauben, eine solche brauche es nicht.
Doch nicht nur darüber, auch über ihre Gegenargumente sollten die „Pro Reli“-Gegner noch einmal nachdenken. Der Hinweis, dass gerade eine Gesellschaft wie unsere nach gemeinsamen statt trennenden Werten suchen muss, ist zwar richtig, aber nicht genug. Wenn zum Volksentscheid nun eine weitere Debatte pro und contra Religionsunterricht beginnt, muss endlich auch die Frage diskutiert werden, ob bekenntnisgebundener Religionsunterricht tatsächlich zu den Aufgaben staatlicher Schulen gehört. Wer vor dieser Frage Angst hat, dem hilft wirklich nur noch Beten.