engagement lernen : Kids im Seniorenheim
Ein Schulprojekt
„Ich unternehme etwas mit älteren Leuten. Die freuen sich, wenn ich da bin. Es kommt ja sonst kaum einer hin.“ Einmal pro Woche schaut der 13-jährige Aljoscha für zwei Stunden in einem Seniorenheim vorbei. „Wir spielen Bingo und Stadt-Land-Fluss oder unterhalten uns.“ Nicht nur Aljoscha engagiert sich. Seit einem halben Jahr arbeiten 50 SiebtklässlerInnen der Schönberger Riesengebirgs-Oberschule regelmäßig in gemeinnützigen Einrichtungen mit – in Seniorenheimen, Behinderteneinrichtungen, Kitas, Bibliotheken oder im Heimatmuseum. „Service Learning“ heißt das Projekt, das im Unterricht nachbetreut wird.
Das Ziel: Die Schüler sollen frühzeitig gesellschaftliches Engagement einüben. „Eine unabdingbare Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie“, meint der betreuende Lehrer Joachim Syska. „Die Schüler sollen lernen, für andere da zu sein, Verantwortung zu übernehmen, ohne gleich zu fragen, was bekomme ich dafür.“ Doch ganz leer gehen die Jugendlichen nicht aus. „Ich fühle mich sehr geachtet und geschätzt“, erklärt Erika Graczyk. Die 13-Jährige hilft im Jugendmuseum aus, hat sich fix eingearbeitet und selbst Führungen übernommen. „Ich rede eben gerne und viel.“ Wohl überzeugend: „Einmal haben mich 20-Jährige gefragt, ob ich schon mein Abi hätte, dabei habe ich noch nicht mal Hauptschulabschluss“, erzählt sie stolz.
Auch Aljoscha kommt bei den Senioren groß raus. Lehrer Syska erkannte den schüchternen Schüler mit der leisen Stimme kaum wieder: „Bei einem Besuch hörte ich jemanden ganz laut Bingozahlen ausrufen. Das war Aljoscha!“ Sein Mitschüler Nicolas wurde von den Damen des Schönberger Seniorentreffs quasi adoptiert: „Den geben wir nicht wieder her.“ Müssen sie auch nicht. Nicolas ist sich sicher: Er macht weiter, auch nach Ende des Schuljahrs. „Ich mache ja jetzt schon mehr, als ich eigentlich freiwillig machen sollte.“ ANNE RUPRECHT