piwik no script img

empfindsamkeit: die nerven hinauf und hinab

An manchen stillen Tagen plumpst ein Wort aus der Post, das möchte aufgehoben, heimgetragen werden ins Reich der schönen Sprache. Auch wenn sich dahinter arg Finsteres verbergen mag. Oder was ist eigentlich der „Zupfschmerz“? Kaum gelesen, ziehen der Zupf und der Schmerz schon ihre Bahnen, die Nerven hinauf und auch wieder hinab. Wohlig jagen die Schauer über den Rücken. Sanft, sanft, satineisiger Hauch, und die lyrische Haut ist schon betäubt. Stahl wärmt das zarte Bein. Und ins Hirn pflockt sich Zupfschmerz-Poesie. Geklöppelt von der Firma Philips: „Wo bislang ein Zupfschmerz war, bleiben auch empfindliche Frauen gelassen kalt.“ Gelassen kalt. Denn empfindliche, ja empfindsame Frauen dürfen sich „700 (!) Zupfvorgängen pro Sekunde“ hingeben. Betäubt von einem „Skin Cooler“. Einem profanen Haarentferner. Einem lauthals gepriesenen „innovativen Epilierer“. Wie? Es geht gar nicht um Poesie? Sondern um fade Werbung? Zupfschmerz, du bist ein Opfer der modernen Technik? Eiskalt beseitigt? Ach Zupfschmerz, gib doch acht! Weiche aus! Zupfschmerz, bleib doch bei uns. Ach weh. Es tut so weh.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen