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ein jahr kosovokriegDer Tag: Dienstag, 18. Mai 1999

GESCHÄFTIGER ZYNISMUS

Deutschland will die Seeblockade gegen Jugoslawien nicht mittragen. Deutschland möchte lieber bomben. Durch ein vollständiges Embargo könne den mordenden serbischen Milizen der Benzinhahn zugedreht werden. Man habe „völkerrechtliche Bedenken“ gegen eine Blockade, heißt es aus dem Außenamt.

Gegen den Angriffskrieg der Nato ohne UN-Mandat auf einen souveränen Staat hatte man diese Bedenken nicht. So verdient die deutsche Wirtschaft gleich an zwei Fronten: Sie verkauft der Bundeswehr Harm-Raketen, die diese dann auf jugoslawische Militärstellungen feuert. Und die deutsche Ölindustrie freut sich über die hohen Preise, die Milošević’ Generäle für Benzin bezahlen. Solcher Zynismus geht fünf Hamburger Grünen zu weit – sie verlassen ihre Fraktion in der Bürgerschaft. Die taz weiß es als erste.

Nach einer hochrangigen UN-Delegation, die zehn Tage lang die humanitäre Lage im Kosovo „begutachten“ will, macht sich heute auch UN-Generalsekretär Kofi Annan auf den Weg gen Balkan. In Makedonien und Albanien wird er Flüchtlingslager besuchen. Bei Luftangriffen der Nato auf Valjevo, Sabac, Novi Sad, Belgrad und Prizren stirbt heute ein Zivilist und werden zwölf verletzt. HAR

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