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ein jahr kosovokriegDer Tag: Donnerstag, 17. Juni 1999

Die Hölle ist eine Stadt

In die lange Liste der Gewaltverbrechen auf dem Balkan kommt ein neuer Name, in großen Lettern geschrieben und dick unterstrichen: Mitrovica. 1.200 französische KFOR-Soldaten eilen einen Tag früher als geplant in die Stadt im Norden des Kosovo, nachdem sich Berichte über dortige Gräueltaten häuften.

Bei Ankuft der Soldaten sind Mitrovicas Straßen menschenleer. Besser gesagt: das, was von den Straßen übrig geblieben ist. Die französischen Soldaten sind erschüttert. Er sei in Sarajevo und in Mogadischu gewesen, sagt einer von ihnen, aber so etwas habe er noch nie gesehen. Die Stadt ist zerschlagen. Die südlichen Vororte existieren schlicht nicht mehr. Die Häuser im Zentrum sehen aus wie Skelette.

Nach und nach trauen sich die überlebenden Kosovo-Albaner ins Freie. Sie heben Steine vom Boden auf und schleudern sie ihren fliehenden serbischen Nachbarn hinterher. Eine französische Patrouille bahnt sich einen Weg in das serbische Nonnenkloster von Mitrovica. Sie findet Überlebende: neun vergewaltigte Nonnen und einen halbtot geschlagenen Priester. Mitrovica wird ein Synonym für Hass und Gewalt im Balkankonflikt. HAR

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