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editorialSich verbinden, aber wie?

„Re:connect“ lautet das Motto der Buchmesse. Die Bücher des Herbstes stellen Fragen dazu

Es ist Frankfurter Buchmesse, und alle sind wieder da. Nicht ganz. Diese Buchmesse wird ganz anders sein als die Messen vor Covid. Und ob überhaupt jemals wieder eine Frankfurter Buchmesse so sein wird wie vor Covid, daran kann man berechtigte Zweifel haben. Es wird eine eher kleine Messe werden, die von dem Wunsch lebt und ihn füttert, wieder irgendwie mit­ein­ander verbunden zu sein. „Re:connect – Welcome back to Frankfurt“ ist das Messemotto, in den digitalen Netzwerken haben einige Ver­le­ge­r:in­nen sogar ihr Profilbild mit dem Motto unterlegt, und als ein Themenschwerpunkt ist die Frage „Wie wollen wir leben?“ angekündigt.

Verbindung und Neujustierung also – zwei Aspekte, die nur verdeutlichen, dass wir mit unserem diesjährigen Titelthema richtig liegen. Der Titel „Sorgt euch nicht“ ist keine Aufforderung zum Laisser-faire. Aber er ist eine Aufforderung dazu, die Beantwortung zentraler Fragen des Gegenwartskapitalismus nicht in sorgende Gemeinschaften zu verlegen. Soziale Ungleichheit, Versorgungslücken, Diskriminierung und Klimawandel lassen sich nicht einfach mit Gemeinsinn bearbeiten. Das zeigt vor allem das Buch von Silke van Dyk und Tine Haubner (S. 3), die in der sehr präsenten Anrufung von Gemeinschaftlichkeit eine kapitalistische Krisenbewältigungsstrategie erkennen. In diesem Zusammenhang sind auch eine Reihe neuer feministischer Bücher (S. 11) wie auch das Buch des Wirtschaftshistoriker Adam Tooze (S. 13) und des Soziologen Armin Nassehi (S. 10) sehr erhellend.

Die belletristischen Bücher lassen sich naturgemäß nicht auf das verhandelte Thema festlegen, doch die Analyse gesellschaftlicher Zustände grundiert etwa auch die Romane von Emine Sevgi Özdamar (S. 2), Caroline Rosales (S. 5) und Tsitsi Dangarembga, der Friedenspreisträgerin (S. 8/9). Jonathan Franzen, der große US-amerikanische Erzähler, der so gern Gesellschaftspanoramen entwirft, kommt dagegen in dieser Beilage nicht so gut weg (S. 4). Trost bieten kann womöglich die Lektüre des Essays von Hanna Engelmeier, die Autorin hat dazu vier geisteswissenschaftlich bewanderte Übungen vorgelegt (S. 6). Und Kira Jarmysch, die Pressesprecherin des Putin-Kritikers Alexei Navalny, erzählt uns, wie es in einem russischen Gefängnis zugeht, trostlos, muss man sagen (S. 16).

Für interessante Lektüre ist also gesorgt, egal wie die Tage in Frankfurt ablaufen werden. Mal sehen, was die Messe betrifft. Die taz wird jedenfalls präsent sein: Halle 3.1 C 101, geimpft, getestet oder genesen. Und mit Büchern im Gepäck. Tania Martini und Dirk Knipphals

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